Beiträge liken, mögen, was Du postest, und über dich bestimmte Klamotten kaufen, hat die Firma dran verdient. Kleine Koopera- tionen fangen wohl so ab 10.000 Followern an und ab etwa 50.000 Followern lohnt es sich so richtig. Tom, in welche Länder verschickst du die meisten Klamotten, wer sind deine größten Kunden und wo bekommst du deine Ware her? T: Die Japaner kaufen am meisten bei mir ein. Tokyo ist die Stadt, mit der ich überwiegend handle, seit Neuestem auch Osaka. Mittlerweile kaufe ich in Frankreich, England, Schweden und Deutschland ein, ich mache aber auch noch bei Online-Auktionen mit, wenn mir was wirklich gut gefällt und ich es unbedingt haben möchte. Anna, wie läuft das mit den Bildern und den Waren, die du präsen- tierst? Kommen die Firmen auf dich zu oder ist es eher umgekehrt? A: Überwiegend kommen die Firmen auf mich zu, schreiben mir, dass sie an einer Kooperation interessiert sind. Dann kann ich mir für einen bestimmten Wert Waren auf deren Seite aussuchen und als Gegenleistung bekommen sie ein oder zwei Posts oder eine Story. Das ist unterschiedlich, je nach Art der Kooperation. Gibt es auch etwas, was Du gar nicht präsentieren würdest? Hast Du schon mal eine Kooperation abgelehnt? A: Ja! Sehr viel. Instagram ist voll, so viele nutzen diese Plattform. In meiner Follower-Nische, was immer noch als ›Mi- cro-Influencer‹ gilt, präsentieren fast alle die gleichen Sachen. Bestimmte Marken werden gefühlt von jedem vermarktet, da ist der Markt komplett überflutet. Das hängt mir wirklich selbst zum Hals raus, so dass ich deren Anfragen alle abgelehnt habe, auch wenn es gegen Vergütung war. Ich nehme nicht alles an. Es muss zu mir passen und ich muss dahinter stehen können. Ich kann ja meinen Followern nicht versprechen, dass z.B. ein Haarprodukt bei ihnen genau so wirkt wie bei mir. Tom, bist du manchmal ein bisschen neidisch auf die Anzahl der Follower deiner Tochter? T: Nee, ich denk, in einem halben Jahr hab ich sie eh einge- holt (Gelächter). Nein, wirklich nicht, mir ist das auch nicht so wichtig, wie viele Follower oder Likes ich habe. Anna, Hand aufs Herz, musst du manchmal über die Instagram-Ak- tivitäten deines Vaters schmunzeln? A: Nein, ich bin total stolz auf ihn und finde es toll, dass er das macht. Er hat schon wirklich viele Follower. Das schaffen viele, die das hauptberuflich machen, nicht mal. Gibst Du ihm manchmal Tipps oder Kritik, wenn Du einen Post von ihm siehst? A: Ja, er hat da mal so einen Bier-Post gemacht, das fand ich nicht so passend. Aber es ist sein Account, darum lass ich ihn machen. Ein paar Tipps hat er schon bekommen, sowas wie die Sachen mal in schwarz-weiß-Bildern zu posten, die Outfits mehr zusam- menzustellen, damit man mehr sieht als nur ein einzelnes Stück. Kannst Du die Tipps von Deiner Tochter gut annehmen, Tom? Tom, was ist deine Zukunftsvision? Willst du die Firma Slitmann Vintage richtig groß machen oder bist Du mit dem, was Du jetzt hast, im Großen und Ganzen zufrieden? T: Eigentlich bin ich zufrieden, ich will gar nicht so viel Zeit darin investieren, das muss weiter nebenher laufen, da es ja eigentlich nur ein Hobby von mir ist. Ich ziehe die Sachen einfach selber gern an. Du willst gar nicht alle hergeben, oder? T: Manchmal tut es mir echt im Herzen weh, wenn ein Großkunde da war und alles weg ist. Da denk ich, dass ich das nie T: Ich horch da interessiert zu. (Lachen) 8 6 . r N x i n a H A: Ja. In meiner Garage! mehr wieder krieg. Es nennt sich ›deadstock‹, wenn die Sachen einfach für immer weg sind, das finde ich schlimm. Du kommst dann nie mehr wieder ran an das Zeug und wenn doch, dann zu horrenden Preisen. Und ich hab schon gern so einen begehbaren Kleiderschrank mit tollen alten Sachen. Anna, immer wieder hört man von Shitstorm gegen Instagram-In- fluencer. Hast du sowas schon mal abkommen? A: Ich persönlich zum Glück noch nicht (atmet tief durch). Aber vor allem dieses Jahr ist der Shitstorm auf Instagram so groß und massiv geworden, das beschäftigt mich sehr. Manche bekommen so heftige Kommentare, das ist furchtbar. Die Plattform ist in keiner Weise dafür da, andere Menschen fertig zu machen oder zu mobben. Ich habe mir deshalb auch schon mal ein paar Tage Instagram-Auszeit genommen, nachdem es viel Shitstorm dort gab, weil ich einfach mal drüber nachdenken musste, warum da so viel Negatives verbreitet wird. Die Plattform soll doch inspirieren, der Kommunikation von Menschen auf der ganzen Welt dienen, family-friendly sein und nicht andere zerstören. Die Menschen verstecken sich da hinter ihrer Instagram-Identität und schreiben irgendwas, was sie dir nie ins Gesicht sagen würden. Das finde ich einfach furchtbar. Was denkst Du, wie man mit sowas umgehen sollte, wenn man davon betroffen ist? A: Es ist schwer, sich in die Rolle rein zu versetzen. Shitstorm tut weh und es macht wütend, man versteht es nicht. Vielleicht hat man was falsch rübergebracht, aber wir alle sind nur Menschen und egal, was man auf Instagram preisgibt, kann man ja immer mal was Falsches sagen oder machen. Ich glaube, man sollte es sich nicht so sehr zu Herzen nehmen, denn es ist einfach nur Instagram. Das Leben und die Freunde sind außerhalb dieser Plattform und es ist wichtiger, was diese Menschen von dir denken. Was würdet ihr unseren Lesern, die eventuell Ähnliches wie ihr machen wollen, empfehlen? Gibt es gewisse Dinge die man auf Social-Media-Plattformen überhaupt nicht machen soll? A: Einfach machen! Dran bleiben, in deiner Nische bleiben, einen roten Faden haben. Kauf dir keine Follower oder Likes. Das ist nicht authentisch, man sieht das auch. Nutze keine Bots. Damit erreicht man nichts. Das ist alles Fake, da stecken ja keine echten Menschen dahinter, die dir dann wirklich folgen. Du brauchst eine feste Community, eine, die dir folgt, weil die Menschen dahinter dich und das, was du machst, mögen. Ein Bezug zu den Menschen ist so wichtig. Die Kommunikation ist wirklich das A und O, um eine Instagram-Community aufzubauen und zu halten. Wenn ihr etwas wirklich machen wollt, dann zieht es durch. Es ist zwar ein langer Weg und manchmal nervenaufreibend. Ich frage mich auch an manchen Tagen, warum es nicht so läuft, die Reichweite gesunken ist, aber da muss man durch und einfach weiter machen. Man lernt ja nie aus. Du hast ja kürzlich auch ein bisschen was verändert auf deinem Account, Anna, vom Gesamterscheinungs- bild, oder? A: Genau. Man muss immer aufmerksam bleiben, was gut ankommt, was einem selber viel Spaß macht. Wenn ich mein erstes Bild auf Instagram anschaue ... (lacht) ... im Vergleich zu heute ... das spricht Bände! Also wirklich, man entwickelt sich immer weiter und sollte da dran bleiben. Tom, noch eine letzte Frage an Dich, hast Du ein Lieblingsstück? Einen Top-Seller, Kunden-Liebling? Was war dein erfolgreichster Artikel bisher? Danke, ihr tolles Vater-Tochter-Gespann! ◆ T: Eine schwedische Motorradjacke aus dem Jahr 1960. SCHMÖGER INTERNATIONAL 15