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IMPRESSUM VERLAG / HERAUSGEBER HANIX MEDIA Marcel Kantimm Werderstraße 138 74074 Heilbronn USt.-ID: DE 329355800 Vertreten durch: Marcel Kantimm CHEFREDAKTEUR Dr. Bernhard Stumpfhaus (V.i.S.d.P.) AUTOREN*INNEN/REDAKTIONELLE MITARBEITER*INNEN Dorothea Braun-Ribbat, Annette Wenk, Lukas Janson, Maria Maroge, Jasmin Bühler, Thomas Schick, Maike Endresz, Kathrin Stärk, Leonore Welzin, Brigitte Fritz-Kador, Gunter Haug, Rudolf Seitenstecher, Karl-Heinz Kimmerle, Nanna Koch, Mattias Marquart, Marion Dost, Dr. Bernhard Stumpfhaus, Oliver Maria Schmitt, Annette Geisler FOTOGRAFEN*INNEN/ILLUSTRATOREN*INNEN Ulla Kühnle, Nico Kurth, Gunter Haug, Oliver Maria Schmitt Barbara Flosdorf-Winkel, Annette Wenk, Valerie Groth, TUM, Jasmin Bühler, Eveline Christ-Kober, Angelika Biesdorf, Thomas Schick, Kathrin Stärk, Mia Maria Jäger, Jöst, Rudolf Seitenstecher, Heiko Hagner, Förderkreis für Neue Musik Heilbronn e.V., Kreisparkasse Heilbronn, Irma Basic, Stadtarchiv Heilbronn, Achim Gehrig ARTDIREKTION, GRAFIK DESIGN & SATZ Raimar Schurmann ASSISTENZ SATZ Florian Geiger LEKTORAT Marcel Kantimm & Dr. Bernhard Stumpfhaus VERMARKTUNG & SALES Maike Endresz (verantw.) VERLAGSKOORDINATION / ADMINISTRATION / SOCIAL MEDIA Maike Endresz & Marcel Kantimm DRUCK Druckerei Ziegler GmbH & Co. KG Auwiesen 1 74924 Neckarbischofsheim VERTRIEB Auslage an ca. 800 Stellen im Großraum Heilbronn Abonnement (abo@hanix-magazin.de) KONTAKTE Redaktion: chefredaktion@hanix-magazin.de Vermarktung: maike.endresz@hanix-magazin.de mobil: 0151-626 53 996 Geschäftsführung: marcel.kantimm@hanix-magazin.de mobil: 0160-975 803 87 Die Meinungsäußerungen in diesem Magazin liegen in der alleinigen Verantwortung der jeweiligen Autoren und geben nicht zwingend die Meinung des Verlages und der Redaktion wieder. COPYRIGHT 2021 Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieses Magazins darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form, gleich welcher Art, reproduziert werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar. TIPPS FÜR HN UND DIE REGION S. 6 Eine Auswahl an Angeboten für April und Mai S. 10 NOTIZEN AUS DER PROVINZ Die Gunter-Haug-Kolumne Eigentum verpflichtet! LIFESTYLE S. 12 Männer schimpfen, Frauen lästern und was machen die Kinder? S. 14 GESELLSCHAFT Bürgerschaftliches Engagement ist weiblich! Ruth Reinwald: Stifterin S. 16 Kinderstiftung Camian und die Stiftung Starke Familien S. 18 Der Turkish Round Table Club. Interview mit dem Präsidenten Cem Ayvaz S. 20 Ist das Theater noch eine bürger- liche Bildungsanstalt? S. 22 Gespräch mit Professor Krcmar, Gründungsdekan des TUM Campus Heilbronn S. 24 Ausbruch aus der Welt der bürger- lichen Werte S. 26 Thomas Schick über die Heilbronner Bürgerstiftung 2 7 . r N x i n a H 4 INHALT

experimenta, Heilbronn 21.04.2021 und 19.05.2021 Vortrag SCIDAY-VORTRÄGE In den vergangenen Jahren hat die Medizin große Fortschritte bei der Therapie einiger Krebsarten gemacht. Trotzdem ist die Krankheit eine Herausforderung. Einen Einblick in ihre Entstehung und die Krebsforschung gibt die Tumorexpertin Prof. Dr. Almut Schulze vom Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg am 21. April im Rahmen der »SciDay-Vor- tragsreihe«. Am 19. Mai nimmt der Klima- forscher Prof. Dr. Jan Cermak vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) seine Zuhörer in die Welt der Wolken mit, die eine wichtige Rolle bei Klimaänderungen spielen. Beide Veranstaltungen finden jeweils als Online-Termin von 17:30 bis 18:30 Uhr statt und sind kostenlos. Die Anmeldung erfolgt per E-Mail an buchung@experimenta.science. Ausstellung bis 27.06.2021 DIE MODERNEN KOMMEN Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn Zum 10-jährigen Bestehen der Kunsthalle Vogelmann warten die Städtischen Mus- een Heilbronn mit einem besonderen Ausstellungshighlight auf. Erstmals ist die Sammlung der Johannesburg Art Gallery mit Werken so namhafter Künstler wie Claude Monet, Pablo Picasso und Henri Matisse in Deutschland zu sehen. Französische Malerei an der Schwelle zur Moderne bildet die Grundlage der Johannesburger Bestände. Die Sammlung geht zurück auf Lady Florence Phillips (1863–1940), südafrikanische Mäzenin und Ehefrau des englischen Minenbesitzers Sir Lionel Phillips. 2 7 . r N x i n a H DIE TIPPS FÜR HEILBRONN & DIE REGION Liebe Leserinnen, liebe Leser, in den momentanen Zeiten ist es nicht ganz einfach, Ausgehtipps für euch zu finden. Wir haben es trotzdem versucht und hoffen, für euch ist was dabei. Bitte informiert euch vor den Veranstal- tungen auf den jeweiligen Internetseiten über das Stattfinden, den Ticketverkauf und die Hygieneregeln der Veranstal- tungen. Vielen Dank, euer Hanix-Team ab Tag »X« mindestens zwei Ausstellung Monate AUS ERDE Museum Altes Rathaus, Leingarten Die Ausstellung ist eine Hommage an Rudolf Daudert mit Skulpturen, Collagen, Schwemmhölzern und Textilbildern durch die Künstler Hildegard und Reinhard Siecke, Karl-Heinrich Lumpp und Bernd Altenstein. Vor mehr als einem halben Jahrhundert haben sie sich als Studenten an der Kunstakademie in Stuttgart in der Klasse von Professor Rudolf Daudert kennengelernt: Aus dem Studium bei diesem großartigen, feinsinnigen und verständnisvollen Lehrer, der die vier nach Kräften gefordert und gefördert hat, ist eine Freundschaft er- wachsen, die seit über fünf Jahrzehnten an- dauert. Und so unterschiedlich sie in ihren bildhauerischen Werken auch sein mögen: Rudolf Daudert hat ihr Schaffen über all die Jahre hinweg begleitet – schon deshalb soll diese einzigartige Ausstellung auch ein ganz besonderes Statement und eine dankbare Hommage der vier Bildhauer-Freunde für ihren unvergessenen Wegbereiter sein. Besuch mit telefonischer Anmeldung unter 07131 900173 6 STADT- UND LANDLEBEN

DIE TIPPS FÜR HEILBRONN & DIE REGION anregen, Texte, die zum Betrachten und vor allem aber zum Denken animieren sollen. Tour 07.05.2021 WEINERLEBNIS IM WEINGUT Weingut Bauer, Heilbronn Start der »Wein Erleben -Tour« ist im Hof des Weinguts in Heilbronn-Sontheim. Begrüßt werden Sie herzlich mit einem fruchtigen Schluck. Von hier aus geht es weiter mit dem Planwagen in die 3 km entfernten Weinberge. Mit dabei ist immer ein Winzer, der Ihre Fragen rund um den Wein sehr gerne beantwortet. Bei einer geführten Weinprobe mit Käse und Brot genießen Sie den Blick über Heilbronn, bevor Sie mit dem Planwagen wieder Richtung Weingut zurückfahren. Dort wartet ein reichhaltiges Vesperbüfett auf Sie. Bei einem Glas Rotwein können dann die Gespräche rund um das Thema Wein vertieft werden. Konzert 09.05.2021 KLASSIK MEETS GIPSY Burg Stettenfels, Untergruppenbach Mit der temperamentvoll-feurigen Geige- rin Zorana gestaltet Costabel in diesem Jahr sein Konzertprogramm. Im ersten klassischen Teil sind Werke von Händel, Schubert und Brahms zu hören. Nach der Pause werden »Liebesfreud und Liebesleid« von Fritz Kreisler und vor allem ungarische und russische Zigeunerweisen das Publikum begeistern. Kompetent und charmant wird der Pianist wieder einen musikalisch eindrucksvollen Abend moderieren. Liebe Leserinnen, liebe Leser, in den momentanen Zeiten ist es nicht ganz einfach, Ausgehtipps für euch zu finden. Wir haben es trotzdem versucht und hoffen, für euch ist was dabei. Bitte informiert euch vor den Veranstal- tungen auf den jeweiligen Internetseiten über das Stattfinden, den Ticketverkauf und die Hygieneregeln der Veranstal- tungen. Vielen Dank, euer Hanix-Team Ausstellung bis 18.04.2021 NATALIE CZECH Kunstverein, Heilbronn Natalie Czech lebt und arbeitet in Berlin) lotet in ihrer fotografischen Arbeit das Verhältnis von Text und Bild aus. Sie bietet uns damit ein dynamisches Spiel von Schauen und Sehen, Sehen und Lesen, Lesen und Schreiben. Natalie Czech kreiert Bilder, die zum Lesen (geboren 1976, 11.05.2021 – 24.07.2021 Ausstellung WIE WILDER WEIN, DER ZWISCHEN FEUERBLÄTTERN GLÜHT Stadtbibliothek, Heilbronn Gemäldeausstellung der Künstlerin Marlis Glaser zu Liebesgedichten von Else Las- ker-Schüler, zu Symbolen jüdischer Tradi- tion und Feiertagen, zu Baum-Paaren und Portraits jüdischer Persönlichkeiten. In Ko- operation mit der Stadtbibliothek Heil- bronn und der Volkshochschule Heilbronn. 2 7 . r N x i n a H 23.05.2021 Stadtrundfahrt GEFÜHRTE KANU- STADTRUNDFAHRT Auf dem Neckar, Heilbronn Bei der geführten Kanu-Stadtrundfahrt erleben Sie Heilbronn aus einer ganz be- sonderen Perspektive. Begleitet von einem Guide und Ihrem Heilbronner Stadtführer paddeln Sie entspannt von der Götzenturm- brücke aus entlang der Neckarprome- nade durch die historische Handschleuse im Wilhelmskanal vorbei am ehemaligen Bundesgartenschaugelände und wieder zu- rück. Immer wieder werden Stopps einge- legt, bei denen Sie Interessantes über Heilbronn und den Neckar erfahren. Eine Tour zum Genießen - Entschleunigung pur. Für Einsteiger geeignet. 8 STADT- UND LANDLEBEN

Notizen aus der Provinz konnte. Und die ehedem noch kochende Volksseele war besänftigt, denn nicht nur, dass es bis auf ein paar Bauhofleistungen »fascht nix gekoschtet« hat, klipp und klar wurde von Anfang an kommuniziert, dass in diese Häuschen nur Deutsche würden einziehen dürfen. Was insofern eine wich- tige Zusatzinformation war, als das Bau- land ursprünglich als Standort für eine menschenwürdige Unterkunft von Flücht- lingsfamilien vorgesehen gewesen ist. Das hat gleich nach Bekanntwerden der Pläne natürlich für dementsprechende Reaktionen gesorgt (siehe oben). Doch nun stehen die beiden kleinen nur-für-Deutsche-Häuschen so grottenbreit auf dem Bauplatz, dass da nix anderes mehr hingebaut werden kann. Seitdem sind alle happy: das Rathaus, die Bürgermeisterin, die örtliche Zeitung, die Aufbaugilde, etc. Und dass die Familie sogar die Waschmaschine im katholischen Gemeindehaus benutzen darf – wenn die Sekretärin anwesend ist – welch wunder- barer Akt kirchlicher Gnade! Was bei aller Glückseligkeit ein wenig in den Hintergrund gerückt ist: in der Lein- talkommune mit ihren Ortsteilen gibt es Leerstand von Wohnraum in Hülle und Fülle – vor allem auch in gemeindeeigenen Gebäuden. Diese für einen normalen Stan- dard herzurichten, würde nicht viel kosten. Aber gar nicht viel ist im Vergleich zu gar nix halt trotzdem noch ein bisschen was. Insofern sucht man sich schwäbisch-clever lieber Gutmenschen, die, ohne dass die das richtig mitkriegen, zu nützlichen Idioten umfunktioniert werden. Atemberaubend, wie eine gute Idee so in ihr schieres Ge- genteil verbogen werden konnte. Übrigens ist das Recht auf Wohnen ein Menschenrecht, festgeschrieben in der europäischen Sozialcharta: Politik muss dafür sorgen, dass Menschen Zugang zu an- gemessenem Wohnraum haben. Und dann gibt es da noch so ein Gesetz, das keiner kennt: das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum, in dem es heißt, dass dort, wo eine Wohnung länger als sechs Monate leersteht, Bußgelder in fünfstelliger Höhe verhängt werden können. Aber das geht natürlich gar nicht, denn das hieße ja, dass die Gemeinde sich selber an den Pranger stellen müsste. Eigentlich ein guter Witz... wenns nicht so bitter wäre. Eigentum verpflichtet. Fragt sich nur: wen? ◆ 2 7 . r N x i n a H Eigentum verpflichtet! In den 1970er und 80er Jahren war es der Untervermietungs-Klassiker in allen Unistädten: »1-Zimmer- Souterainwohnung für Nichtraucher / Wochenendfahrer, Kau- tion drei Monatsmieten«. Rumpelkammern, wie sie schimmeliger kaum sein konnten. So etwas werde bald für immer vor- bei sein – haben wir gedacht… Und jetzt? Hat die Wohnraumnot mitsamt ihren Aus- wüchsen selbst den Speckgürtel rund um die Neu-Unistadt Heilbronn gekapert. Sogar im Leintal sind 15 Euro Kaltmiete keine Selten- heit mehr. Selbst für die atemberaubendsten Bruchbuden werden astronomische Preise verlangt – Schufaauskunft inklusive. Und keiner scheint sich zu schämen. Es sind Mieten, die sich eine »nor- male« Familie gar nicht mehr leisten kann. Zwar betrauert alle Welt in einschlägi- gen Sonntagsreden, wie schlimm es doch sei, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinanderginge. Und gleichzeitig kassieren sie munter weiter ab, egal wie christlich sie daher reden. Seltsamerweise grade im Leintal, wo es bekanntlich besonders viele, besonders fromme Inseln der Seligen gibt. Im ansonsten eher verschlafenen Städtchen Schwaigern hat es unlängst or- dentlich gerumst, als man auch hier mit einemmal erkannt hat, dass das Thema Wohnungsnot ein drängendes ist: finan- ziert von einem sozial agierenden Verein sollte deshalb ein sogenanntes Hoffnungs- trägerhaus entstehen, in dem Menschen mit wenig Einkommen, Geflüchtete, Fam- ilien, Facharbeiter, Ingenieure und andere Wohnungssuchende gemeinsam hätten zusammenleben sollen. (Ja: sogar Inge- nieure, denn selbst mit einem Ingenieurs- gehalt kann man kaum noch eine passable Unterkunft bezahlen). Mit das Beste daran: die Gemeinde hätte es nichts gekostet! Eine wunderbare Idee – aber doch nicht hier bei uns! Der anschließende Sturm der Entrüstung samt vieler alternativer Fakten hat es dann in bester Trumpmanier geschafft, die wunderbare Idee ruck-zuck von der Platte zu fegen. Aus die Maus! Die Wohnraumnot hat das freilich nicht gelindert. Weswegen die Gemeinde weiterhin händeringend bezahlbaren Wohn- raum gesucht hat – am besten natürlich wieder zum Nulltarif. Und siehe da: in Nullkommanichts sind auf einem üppigen Grundstück zwei Tinyhäuser der Aufbau- gilde Heilbronn entstanden, dank denen eine Familie mit zwei kleinen Kindern vor der Obdachlosigkeit bewahrt werden 10 Tinyhaus © Gunter Haug 2021 GUNTER HAUG-KOLUMNE FOLGE 11

Eine Drei-Generation-Anekdote: Beim Männer-Stammtisch schimpfen Herbert, Günther, Detlef, Ulrich und Musa energisch über Politik und Gesellschaft. Ihre Frauen lästern derweil bei ihrer Kartenspiel-Runde über die Männer und das Gesundheitssystem. Deren erwachsene Kinder spekulieren wäh- renddessen im Fair Trade Café was schief läuft mit ihrer passiven Protest- Eltern-Generation – und wie sie statt zu schimpfen, lieber zum Handeln bewegt werden könnten. Die fünfjährige Emma erweist sich als kluger Ratgeber. Text: Maria Maroge 2 7 . r N x i n a H Die Macht der Mücke »Die Erzieher? Ha, die haben doch alle ihren Beruf verfehlt. Und die Lehrer erst! Die sind doch inkompetent und vermitteln keine Werte mehr. Es geht denen doch nur darum, für den Staat zu ar- beiten und ihre Altersvorsorge abzusichern«, empört sich Herbert in seiner Stammtisch-Runde im Hau-Ruck. »Die Chefs heutzutage sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Null Führungsqualität und abgehoben. Die wälzen ja nur noch alles ab und verdienen sich eine goldene Nase, während wir Arbeiter ausgebeutet werden! Wisst ihr, früher konnte man sich noch wirklich hocharbeiten, weil man was geleistet hat, auf ehrliche, bodenständige Art. Heute werden jungen Burschen Chefposten zugeteilt, nur weil sie irgendwelche Titel auf dem Papier haben, aber von Tuten und Blasen keine Ahnung!«, wettert Günther. »Schuld sind doch die Politiker! Korrupt und Heuchler. Nur Lügen und ein Gerangel um Macht. Wir sind ihre Marionetten!«, konstatiert Ulrich. »Ja! Früher war alles besser!« »So schaut’s aus!« »Prost!« »Prost!« »Und sterben werden wir entweder am Klimawandel, bei einem nuklearen Angriff oder an einem tödlichen Virus aus dem Labor«, ergänzt Detlef. »Und da stecken die Amis bestimmt dahinter!«, erklärt Musa. »Oder die Russen!« »Ja, Günther!« »Glaubt mir doch: Die Israelis steuern in Wirklichkeit das Weltgeschehen!« »Ja, wer weiß. Hauptsache wir durchschauen diese ganzen Machen- »Prost!« schaften!« »Jawohl, uns können sie nichts vormachen! Prost!« »Ich sag euch das schon seit über 20 Jahren: Unsere Demokratie ist eine Farce. In einer Diktatur wird man wenigstens ganz offiziell diskriminiert. In der Demokratie suchen wir uns aus, von wem wir unterdrückt werden!«. »Ulrich, du sagst es! Prost!« »Prost!« Musa: »Gott steh uns bei!« Derweil spielen deren Frauen Doppelkopf in Herberts Wohnung. »Ein Jammer, wie die Ärzte einen nur noch abfertigen. Was ich neulich erlebt habe, sage ich euch!«, berichtet Hausher- rin Gisela. »Ach, unser Gesundheitssystem geht einfach vor die Hunde, ein perfides Zwei-Klassen-System. Als Kassenpatient bekommst du kaum noch einen Arzttermin und musst mittlerweile die Medikamente aus eigener Tasche zahlen!« »Ja, Ruth, weil die ganze Wirtschaft von Lobbygruppen gesteuert wird, sagt mein Ulrich immer. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer!«, betont Marta und spielt ihre Karte aus. »Oh, in welcher Welt wachsen unsere armen Enkelkinder auf!? Es geht nur noch um Macht und Geld! Wo ist die Gemeinschaft geblieben, die Nächstenliebe?!«, fragt Layla besorgt. Stille. »Aber, wir haben doch uns! Und wir haben gerade unsere faulen Saufbolde los!« erklärt Hilde heiter. »Ja, so is recht. Auf 12 Jan Steen, Redner an einem Fenster, 75,9 × 58,6 cm; Öl auf Leinwand, um 1663/1665, Philadelphia Museum of Art (Wikipedia: Steen_Rhetoricians_at_a_Window.jpg) LIFESTYLE

DOROTHEA BRAUN-RIBBAT über die Gründerin der Reinwald- und Vorständin der Vogelmann-Stiftung in Heilbronn, ihr Werden und ihre Bedeutung in der Stadt. Von Dorothea Braun Ribbat, Foto: Barbara Flosdorf-Winkel Bürgerschaftliches Engagement ist weiblich! Ruth Reinwald: Stifterin 2 7 . r N x i n a H Farbe auf dem Fußboden Mit dem seinerzeit neu gegründeten Verein der Museumsfreunde unternimmt Ruth Reinwald Kunstreisen und Museumsbesuche in ganz Europa, macht beglückende Erfahrungen und hat kulturell bereichernde Erlebnisse. Ein Funke hat gezündet, eine Idee ist geboren: die Christoph Reinwald Stiftung. In den Ausstellungsräu- men der Städtischen Museen scharen sich kleine Kinder, versam- meln sich vor Skulpturen und Bildern. Wie heißt die Ausstellung, die Künstlerin, der Künstler? Wie heißt das Bild/das Objekt? Was kann ich sehen? Zuerst ist kindgerechte Kunstbetrachtung und Ausstellungsführung angesagt. Und danach geht es ans Ver- und Bearbeiten. Mit Fingern, Farbe, Fantasie entstehen auf dem Museumsboden eigene Kunstwerke. Es ist erstaunlich, welch‘ kräftige Farbigkeit und ausdrucksstarke Gestaltung die Werke der Kleinen auszeichnen. Die Gründerjahre benötigen viel Improvisation, erfordern Organisation von Menschen und Materialien und machen auch dem Museum – nicht nur logistisch – durchaus zu schaffen. Denn die Stifterin finanziert zwar Material- und Personalkosten, hat allerdings auch dezidierte Vorstellungen von Umfang und Qualität ihres Angebotes in den Räumen des Museums. Gelegentlich gibt es Probleme, die nicht ganz einfach zu lösen sind. Aber es geht gut! Sechs Jahre nach der Gründung ist »Spielraum Kunstwerk« geboren – ein eigenständiges Haus in der Deutschhofstraße ge- genüber dem Museum mit genügend Raum für Menschen und Materialien. Von der ersten museumspädagogischen Konzeption über die Etablierung des Jungen Museums Christoph Reinwald bis zur jüngst erfolgten Unterzeichnung des Kooperationsvertrages mit der Stadt Heilbronn vergingen 25 Jahre, um aus einer privaten Initiative eine kommunale Institution werden zu lassen, die aus der Heilbronner Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Ein Paradebeispiel bürgerschaftlichen Engagements. Die künftige Christoph Reinwald Akademie soll daraus entstehen. Eine wunderbare Freundschaft – und ihre Folgen: die Ernst Franz Vogelmann- Stiftung Heilbronn als Ort von Kunstausstellungen blieb nach dem Krieg bis in die achtziger Jahre in einschlägigen Publikationen unerwähnt. Das änderte sich schlagartig mit der Eröffnung der Kunsthalle Vogelmann am 1. Oktober 2010. Zu verdanken ist das Ernst Franz Vogelmann, Unternehmer, Mäzen, Förderer seiner Heimatstadt Heilbronn und Gründer der gleichnamigen Stiftung. Als Sechzehnjähriger verlor er seinen Vater, der junge Mann beendete vorzeitig eine Höhere Schullaufbahn, um im elterlichen Betrieb mitzuarbeiten. Berufsbegleitend schloss er zwei Jahre später seine kaufmännische Lehre ab und wurde mit 22 Jahren zum Arbeitsdienst und dann in den Krieg eingezogen. Er kehrte Auf den ersten Blick scheint die zierliche alte Dame im modischen Outfit ganz harmlos und eher zurückhaltend zu sein. Dieser Eindruck täuscht gewaltig, denn hinter scheinbarer Gelassen- heit verbergen sich geballte Tatkraft und ungeheurer Elan. Die Sechsundneunzigjährige ist zugleich Anstifterin und Stifterin: Kopf und Herz der Christoph Reinwald Stiftung und der Ernst Franz Vogelmann-Stiftung. Bestimmt und bestimmend lenkt, fördert und kontrolliert sie seit über 25 Jahren ihr Lebenswerk. Charmant zieht sie dazu geeignete Personen aus ihrem Umfeld und fachlich kompetente Unterstützer in ihren Bann. Mitgefangen, mitgehangen. Alles zum Wohl der Stiftungen, genauer gesagt: zu deren ständiger Optimierung zum Wohle der kleinen und großen Mitglieder der Heilbronner Bürgerschaft. Doch der Reihe nach. Wie es dazu kam Ruth Reinwalds Sohn Christoph, mit vielfältigen Fähigkeiten zur Gestaltung begabt, wird im Alter von 20 Jahren Opfer eines Verkehrsunfalls. Das Andenken an einen hoffnungsvollen jungen Menschen löst bei der Mutter den Wunsch aus, etwas für Kinder zu tun und deren Kreativität zu fördern. Dieser Impuls wird zu einer Herzensangelegenheit. 1995 wird die Christoph Reinwald Stiftung gegründet: »Zweck der Stiftung ist die museumspädagogische und kulturelle Bildungs- arbeit für Kindergarten- und Grundschulkinder im musealen Bereich.« So steht es zu diesem Zeitpunkt in der Satzung. Dahinter verbirgt sich etwas ganz Neues, ein ungewöhnlicher didaktischer Bildungsansatz. Mit einer Konzeption für drei- bis zehnjährige Kinder, die Theorie und Praxis in besonderer Weise verbindet. Die Christoph Reinwald Stiftung leistet Pionierarbeit in der damaligen museumspädagogischen Landschaft der Republik. Gewinn für beide Seiten: Bürgermeisterin Agnes Christner und Ruth Reinwald unterzeichnen den neuen Kooperationsvertrag © Flosdorf-Winkel 14 BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

Nahezu jedes fünfte Kind im reichen Bundesland Baden-Württemberg ist von Armut bedroht. Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg weisen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ein höheres Armutsrisiko auf. Das belegen offizielle Zahlen des Landes. Text und Foto: Annette Wenk Gemeinsam stark für Kinder und Familien Auch in der Caritas-Region Heilbronn-Hohenlohe werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer sozialen Arbeit mit diesem Tatbestand konfrontiert. Armut heißt aber nicht nur, kein Geld zu haben. Kinderarmut bedeutet häufig, einen schlechteren Schulabschluss zu schaffen, weniger gesund aufzuwachsen, zu wenig Lern- und Spielraum zu haben sowie die eigenen Fähigkeiten nicht entwickeln zu können. In der Caritas-Region Heilbronn-Hohenlohe nehmen zwei Caritas-Stiftungen die Nöte von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in den Blick. Caritas mit anderen – die Kinderstiftung CAMIAN Im November 2019 wurde die Kinderstiftung CAMIAN offiziell gegründet. Sie widmet sich der Bekämpfung von Kinderarmut in der gesamten Region Heilbronn-Franken. »Die Herausforderungen, die wir mit der Stiftung angehen wollen, schaffen wir nicht alleine«, erklärt Kathrin Lehel, die Geschäftsführerin der Kinderstiftung. »Das gelingt nur mit engagierten Partnerinnen und Partnern. Und so ist auch der Name der Stiftung entstanden: CAMIAN - Caritas mit anderen.« Niemand ahnte zum Zeitpunkt der Gründung, dass das erste »Lebensjahr« der Stiftung ein Jahr unter Corona-Bedingungen werden würde. Zahlreiche tolle Events wurden geplant. Bunte Aktionen sollten Kinder und Erwachsene begeistern. Und dann kam vieles anders. »Corona hat natürlich zunächst unsere Planungen über den Haufen geworfen«, sagt Kathrin Lehel. »Aber zugleich hat Co- rona auch wie ein Brennglas gewirkt. Im Lockdown im Frühjahr 2020 hat sich sehr schnell gezeigt, dass viele Kinder gar nicht die technischen Möglichkeiten hatten, am Homeschooling teilzuneh- men. Auch beengte Wohnverhältnisse und knappe Ressourcen für Spielsachen oder Bücher haben sich in dieser Zeit für die Kinder als sehr belastend erwiesen.« So wurde die Kinderstiftung CAMIAN schnell aktiv. Statt der geplanten Events gab es eine Aktion, 2 7 . r N x i n a H bei der alte Notebooks akquiriert, neu aufgesetzt und von den Mitarbeiterinnen der Caritas-Jugendhilfe direkt an die Familien weitergegeben wurden. Die zusätzliche pädagogische Betreuung war eine große Unterstützung. Auch mit Spiel- und Bastelpaketen, unter anderem für Kinder in Flüchtlingsunterkünften, wurde der Lockdown für viele Mädchen und Jungs etwas erträglicher. Im Sommer 2020 konnte 60 Kindern die Teilnahme am Heilbronner Kindersommer ermöglicht werden. In der Weihnachtszeit orga- nisierte die Stiftung für mehr als 500 Kinder und Jugendliche eine kleine Freude und schenkte ihnen Gutscheine für Bücher zum Schmökern und Träumen. »Gäbe es CAMIAN nicht, dann müsste die Stiftung spä- testens jetzt erfunden werden«, sagt Michaela Lierheimer, Ges- chäftsführerin der AOK Bezirksdirektion Heilbronn-Franken und Kuratoriumsmitglied der Kinderstiftung. »Bereits in diesem von Corona geprägten Jahr bewies sie ihre Notwendigkeit. Schnell und flexibel wurde Kindern und Jugendlichen geholfen, die von den Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen sind.« Durch großzügige Spenden von Unternehmen und Privatleuten werden auch im Jahr 2021 aktuelle, sinnvolle Maßnahmen gegen Kinderarmut in der Region möglich. Die Jahresplanung steht immer noch unter Corona-Vorzei- chen. »Wir bleiben flexibel und haben auch für dieses Jahr schon spannende Projekte in der Pipeline«, erklärt Kathrin Lehel. »Grundsätzlich geht es uns um die Schwerpunktthemen Gesund- heit, Vielfaltsgesellschaft und Bildung. Aber gerade jetzt haben wir natürlich den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit der Krise im Blick. Entsprechend dem Gedanken »Caritas mit anderen« wollen wir keine reinen Caritas-Projekte machen, sondern arbeiten themenbasiert und freuen uns über Projektanträge aus der Region von sozialen Institutionen, Jugendverbänden oder Vereinen.« Stark für Familien in Neckarsulm Das Engagement für Kinder und ihre Familien hat bereits seit mehr als 15 Jahren in Neckarsulm eine wirkungsvolle Plattform. 16 Kathrin Lehel und Eleonore Reddemann mit der Geburtstagstorte zum ersten Geburtstag der Kinderstiftung CAMIAN BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

Hanix unterhielt sich mit dem Präsidenten des Clubs, CEM AYVAZ, warum und wie es heute noch nötig ist, sich für Integration durch Bildung einzusetzen. Was trieb türkischstämmige Akademiker, sich für dieses Thema einzusetzen? Hat sich in den letzten Jahrzehnten etwas geändert und wie könnte die deutsche Gesellschaft sich engagieren? Foto: Nico Kurth Turkish Round Table Club 2 7 . r N x i n a H Hanix: Herr Ayvaz, was sind die Ziele des Turkish Round Table Clubs (TRTC)? Cem Ayvaz: Der TRTC hat sich zum Ziel gesetzt, sich interre- ligiös, überparteilich und neutral als Sprachrohr für die türkische Community zu engagieren. Wir wollen insbesondere Kinder und Jugendliche türkischstämmiger Migranten schulisch, sportlich oder auf dem weiteren Werdegang zur ersten Karriere, der Ausbildung, unterstützen. Wir haben jetzt die vierte Generation Türkischstämmiger, warum ist das noch nötig? Das haben Sie richtig bemerkt. Bei der vierten Generation haben die Eltern nicht mehr, wie vor 15 Jahren, das Bedürfnis nach Coaching. Die Entscheidung, welche weiterführende Schule das Kind besuchen soll, wird von den Eltern selber entschieden. Vor vier Jahren haben wir das Projekt »Velilerle El Ele – Hand in Hand mit den Eltern« ins Leben gerufen. Durch eine erfolgreiche Kooperation mit der Stadt Heilbronn, der IHK und anderen Pro- jektbeteiligten, konnten wir Jugendlichen bei der Ausbildungswahl unterstützen. Dabei haben geschulte Berater die Jugendlichen und die Familien gecoacht. Das war damals notwendig, weil es einige Familien ohne ausreichende Sprachkenntnisse gab. Was tut nun aber die deutsche Gemeinschaft? Schickt sie ihre Leute hinaus und spricht dann in Schulen Migrantenkinder an, um sie anzuwerben oder zu motivieren, in einem Club oder einem Sportverein mitzumachen? Es heißt ja immer, die Türken müssen sich integrieren. Wir leben mittlerweile seit 60 Jahren in Deutschland und viele haben ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland. Ich bin der Überzeugung, dass eine Integration in einem Land nur über das Erlernen der Sprache funktioniert. Auch sollte man wissen, wie man sich zu verhalten hat. Es ist jedoch genauso wichtig, dass die deutsche Community sich die Frage stellt, was kann ich tun, um Migranten zu integrieren? Und obwohl wir im Jahr 2021 sind, ist das meiner Meinung nach ein Thema, bei dem – leider – auf deutscher Seite immer noch Nachholbedarf besteht. Wie vernetzt sind Sie mit der türkischen Community? Wir sind im aktiven Austausch mit türkischen Vereinen, die sich meistens auf Sportvereine oder Moschee-Gemeinden konzen- trieren. Heilbronn und die Umgebung haben mehrere, mittlerweile sehr gut durchstrukturierte Vereine mit engagierten Personen der dritten, vierten Generation. Wir treten in Kontakt mit den Verantwortlichen und versuchen, die Community im Hintergrund zu erreichen um unser Bildungsangebot beziehungsweise unser Unterstützungsangebot näher zu bringen. Wir achten dabei auf unsere Neutralität, denn jeder Verein hat seine eigene Prägung. Wir nutzen aber auch unser eigenes hervorragendes Netzwerk um Menschen zu unterstützen. Dabei ist es auch sehr hilfreich, dass wir als TRTC schon von Anfang an gute Kontakte zu deutschen Service Clubs, wie Rotary Club oder Lions Club, pflegen. Was motivierte Sie, den TRTC zu gründen und zu unterhalten? Wir sind 2006 zum ersten Mal mit dem Ziel zusammengekom- men, uns mit Gleichgesinnten, mit Akademikern und studierten Menschen, auszutauschen. Es war die Intention bzw. Idee von zwei Personen – einer ist immer noch Mitglied – einen akademischen Club zu gründen. Eine weitere Intention war es, in der Gruppe mit Gleichgesinnten einfach Spaß zu haben. Die Vereinsziele und Motivationen wurden abgesteckt und mündeten 2007 in der Vereinsgründung. Das erste Projekt »Integration durch Bildung« wurde relativ schnell ins Leben gerufen. Das Ziel war, türkischstäm- mige Grundschüler in den Heilbronner Grundschulen aktiv zu 18 BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

Ein Text von Lucas Janson Foto: Valerie Groth Theater – die bürgerliche Bildungsanstalt? Ein gewöhnlicher Freitagabend vor der Pandemie. Wir gehen ins Theater. 19:25 Uhr. Ihr strömt in den Saal und sucht eure Plätze. Ich bin in der Garderobe, gehe mental die ersten Sätze des Stücks durch und begebe mich anschließend in aufkommender Freude und Nervosität auf die Bühne. Ihr redet alle wild durcheinander, ebenfalls freudig erregt, wie war die Woche, was passiert am Wochenende, der Sekt kickt schon, was schauen wir heute eigentlich, ich freue mich schon wahnsinnig auf XY, die Einführung fand ich wirklich sehr gut; ich höre nur ein Grundrauschen, die Spannung steigt. 19:30 Uhr. Der Vorhang geht auf. Wir sehen uns. Eine Viel- zahl von Menschen, vielleicht 600, schaut auf eine Minderheit. Die Spannung ist maximal, die Luft brennt. Bis zum ersten Wort. Dann geht das Prozedere seinen gewöhnlichen Gang. Schöne Vorstellung, wieder für die Bürger*innen dieser Stadt zu spielen. Wann wird das wohl wieder so sein, denke ich, beiße in das Himbeermarmeladen-Croissant, lege die Zeitung beiseite und schaue aus dem Fenster auf den verschneiten Wartberg. Moment. Die Bürger*innen dieser Stadt? Als der Vorhang aufgegangen ist, habe ich zum Großteil grauhaarige Köpfe gesehen, ohne das zu werten, da sind nicht die Menschen dabei, die ich täglich in der Fußgängerzone sehe. Ich spiele nicht für alle Bürger*innen dieser Stadt, nur für ein bestimmtes Klientel, für das Bildungsbürgertum. Theater – die Bildungsanstalt für das Bildungsbürgertum? Das abendländische Theater hat seinen Ursprung in den Dionysos-Kulten des antiken Griechenlands. Theater als Veran- staltung für das ganze Volk, keine elitäre Versammlung, sondern ein Zusammenkommen der gesamten Bürgerschaft. Weniger gut betuchte Bürger*innen bekamen ein »Theatergeld« um an dem gesamtgesellschaftlichen Event teilzunehmen zu können. Die simple Übersetzung wäre heutzutage, dass Theater für das Volk da ist, sprich das jeweilige Stadttheater für das Volk, die Bürger*innen, der jeweiligen Stadt. Das passiert so nicht. Eine Stadt wie Heilbronn, in der ungefähr die Hälfte der Menschen einen Migrationsvordergrund haben, ich sage bewusst Vordergrund, weil Hintergrund hört sich so an, als hätte es keinerlei Relevanz, als würde es keinen Unterschied spielen ob ich bei der Wohnungssuche Öztürk oder Schneider heiße, in Hanau in einer Shisha-Bar erschossen werde oder mir des Privi- legs: sein zu können, wer ich bin, ohne mich immer rechtfertigen zu müssen, überhaupt nicht bewusst bin; dieses Stadtbild müsste ja dann zur Hälfte im Theater repräsentiert werden. Das passiert so nicht. Dieser Frage, wie man das Theaterpublikum diverser und jünger bekommt, gehen Theaterschaffende seit Jahrzehnten nach. Fakt ist, das Publikum, insbesondere in Stadttheatern wie Heil- bronn, die auf ihre Abonnent*innen angewiesen sind, im Vergleich zu Theatern in Metropolen wie Berlin, München oder Köln, die eben auch noch zusätzlich ein »Durchreisepublikum« erreichen, bleibt sehr deutsch, akademisch und Ü50. Ich glaube, die Schuldfrage stellt sich hier nur bedingt. Ist das Theater jetzt selber Schuld, weil es zu wenig außerhalb des Repertoiresystems anbietet, zu wenig Aktualität in Stoffen vermit- telt oder die Interdisziplinarität von verschiedenen Kunstformen verkennt? Sich also altbacken gibt und Theater an der Stadt und den Menschen vorbei macht. Oder sind es die Zuschauer*innen, die ja nicht auf angebotene Veranstaltungen eingehen? Die Student*innen, die doch sogar einen »Theaterrabatt« bekommen, von Seniorenclub über Jugendclub, es ist doch alles da, man müsse es ja nur nutzen; es gibt Gastspiele, Nachgespräche und Kooperationen mit dem Arthauskino und der Experimenta, man demonstriere doch Sichtbarkeit und Partizipa- tionsbereitschaft. Wie gesagt, wer jetzt hier Schuld am Status quo hat, ist sekundär. Was wirklich essentiell ist, möchte ich anhand eines erlebten Beispiels erläutern. Im Februar vergangenen Jahres hat der Autor Cihan Acar mit seinem Roman »Hawaii« im Theater Heilbronn Buchpremiere gehabt und ich durfte aus seinem Werk einige Pas- sagen lesen. Cihan hatte seine ganze Familie eingeladen, es war ein wunderbarer Abend, die Menschen, die vor Ort waren, hatten wirklich Interesse an dem Stoff. Diese türkische Community hat das Foyer des Theaters auch nach Ende der Veranstaltung noch geprägt, Menschen waren im Theater, die zuvor noch nie einen Fuß in dieses Gebäude gesetzt hatten. Der Abend bleibt nach- haltig in Kopf und Herz, weil er offeriert hat, dass hier etwas zusammengefunden hat, was im Alltag nicht zusammen ist, aber zusammengehört. Katastrophe. theater um gemeinsames öffentliches Eigentum handelt. Deswegen demontiere ich die oben erwähnte Formulierung, »Theater als Bildungsanstalt für das Bildungsbürgertum«. The- ater sollte nicht als Bildungsinstitut verstanden werden, sondern als Institution für Kunst. Das Theater produziert in erster Linie Es geht um Identifikation. Identifikation mit dem Theater in der eigenen Stadt. Diese ist abhandengekommen und das ist die eigentliche Der Verlust des Bewusstseins, dass es sich bei einem Stadt- 20 »Geblendet vom Szenario erkennt man nicht, die wahren Dramen spielen nicht im Rampenlicht.« BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT 2 7 . r N x i n a H

Hanix unterhielt sich mit Professor HELMUT KRCMAR, dem Gründungsdekan und Beauf- tragten des Präsidenten für den TUM Campus Heilbronn und emeritierten Professor für Wirtschaftsinformatik an der TU München, über die Impulse der TUM auf die Unternehmen der Region. Foto: TUM Der zündende Funke der Wissenschaft Zur Untrennbarkeit von theoretischer Forschung und unternehmerischer Praxis 2 7 . r N x i n a H Hanix: Ihre Kollegin, Professorin Miriam Bird, schrieb im letzten Hanix, der Mittelstand ziehe den Kopf ein vor der Digitalisierung. Wie sehen Sie das? Helmut Krcmar: Als empirische Feststellung gemeint, macht Kollegin Miriam Bird die Aufgabe einer Universität deutlich, die Fakten so zu benennen, wie sie sind. Oder besser, wie sie sich der empirischen Betrachtung erschließen. Es ist ein sich wieder- holendes Bild, dass für viele Firmen, die wir dem Mittelstand zurechnen, Digitalisierung eher als Schlagwort durch die Köpfe geistert, aber nicht zur Umsetzung kommt. Für Themen wie das der Digitalisierung können wir als TU München die Anregungen liefern, wie sich das »Mindset«, also das Nachdenken darüber, verändern muss, um in die angemessene Umsetzung zu kommen. Gleichzeitig können wir erklären, warum Digitalisierung nicht einfach Spielerei von großen Unternehmen ist. Welche Folgerungen ziehen Sie aus der digitalen Transformation für die Unternehmen? Wenn ich das weniger als Bedrohung, sondern vor allem als Chance sehe, mir neue Wettbewerbsvorteile zu holen oder vorhandene zu halten, dann ist Digitalisierung nicht einfach nur die Elektrifizierung von Abläufen. Vielmehr steckt hinter Digitalisierung ja die »digitale Transformation«, so heißt ja auch unser Center for Digital Transformation, z.B. die Einsicht, dass sich das Kundenverhalten ändert. Das erfordert dann, dass man die Infrastruktur entsprechend anpasst. Wir haben jetzt eine Generation von Kunden und Mitarbeitern, die die Nutzung digitaler Technologien als selbstverständlich betrachten. Wenn man zudem die globalen Lieferketten in der produzierenden In- dustrie betrachtet, ändert sich auch die Möglichkeit, in Realzeit Informationen über den Zustand der Lieferkette und den Standort der Waren zu erhalten. Das eröffnet die Chance, entsprechend einen Schritt voraus zu sein. Auch setzt die Frage des digital unterstützten Zusammenarbeitens bei den Mitarbeitern andere Fähigkeiten voraus. Damit ändert sich das gesamte Arbeiten. Deswegen ist digitale Transformation etwas, was man nicht von sich weisen kann und sollte. Wie kann man die Forschung in produktive Impulse übersetzen? Forscher veröffentlichen sehr viel, aber nicht jeder kann nun alle Paper zu den einzelnen Themen lesen. Neben den vielen Detailergebnissen, die wir aus der vertieften wissenschaftlichen Beschäftigung erhalten, kommt es immer auch auf die großen Linien an. Das nennen wir »Thought Leadership«: aus den Ergeb- nissen neue Ideen zu entwickeln und Themen zu setzen, Agen- da-Setting zu betreiben in den Köpfen der Führungskräfte der Unternehmen. Das ist es, wozu wir mit TUM Connect und TUM Talk angetreten sind. Zudem haben wir jüngst ein White-Paper zum Thema erstellt. Darin ist es uns wichtig, das Thema »Führung im digitalen Zeitalter« zu präzisieren. Gleichzeitig beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Plattformökonomie. Die ökonomische Theorie ist ganz wesentlich beeinflusst von der Spieltheorie. Inwieweit lässt sich das vermitteln? Ich glaube, es ist eine Frage der Sprachlichkeit, die man auf beiden Seiten schaffen muss. Diejenigen, die reden, müssen ahnen, was die Zuhörer mitnehmen. Manche Ausdrücke, die 22 Professor Dr. Helmut Krcmar, Gründungsdekan und Beauftragter des Präsidenten - TUM Campus Heilbronn BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

Fleiß, Zielorientierung, Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Ordentlichkeit, Sparsamkeit, Mäßigung, Treue, Sicherheit, Regelkonformität sind einige bürgerliche Werte, die mein Leben entscheidend geprägt und mir viele Jahre meine Lebensfreude und meinen Lebenswillen geraubt haben. Ich habe sie als gegeben hingenommen – weil es halt schon immer so war. Hinterfragt habe ich sie lange Zeit nicht. Warum? Text und Foto: Jasmin Bühler Mein Ausbruch aus dem Gefängnis der bürgerlichen Werte Weil sie mir auf verschiedenen Ebenen, von verschiedenen Menschen und Institutionen, einschließlich der Medien – manchmal subtil, manchmal sehr offensiv, vermittelt wurden. Unbewusst und mit viel Schmerzen und Anstrengung habe ich versucht, diese Werte zu meinen zu machen und danach zu leben. Doch ich bin kläääglich gescheitert. Ja, gescheitert. Und wenn ich sage »ge- scheitert«, dann meine ich gescheitert. Ich habe mir viele Jahre sehr viel Mühe gegeben. Ich war fleißig und habe bis zu 14 Stunden am Tag gearbeitet. Als stu- dierte Wirtschaftswissenschaftlerin war ich zielorientiert und die jüngste Oberstudien- rätin Baden Württembergs. Ich war selten pünktlich und habe mich dafür geschämt. Ich war gewissenhaft und habe es allen anderen recht gemacht. Ich war unorde- ntlich und habe mich selbst dafür verurteilt. Aus schwäbischer Sparsamkeit habe ich Vernunftsentscheidungen getroffen, die mich unzufrieden gemacht haben. Diese Unzufriedenheit habe ich meinen Ehemann mehr als einmal spüren lassen. Ich habe meine Lust und meine Lebensfreude ver- steckt und bin dann nicht mehr angeeckt. Ich habe ewige Treue geschworen und mich damit selbst belogen. Ich habe Sicherheit anstatt Freude und Neugierde gewählt und bin Beamtin geworden. Ich habe mich an die Regeln der anderen gehalten und habe nicht darauf geachtet, dass meine galten. Ich wollte es richtig machen. Dazugehören. So sein wie die anderen. Nicht auffallen sondern »rein passen«. Anerkannt werden. Von meiner Familie, meinen Freunden und meinen Kollegen. »Schließlich gehört sich das so.« Insgeheim hoffte ich, dass das Streben nach diesen Werten mich zu einem guten Menschen machen und mir ein glückli- ches Leben bescheren würde. Schließlich machten die anderen es ja genauso. Und der Mensch lernt am Modell. Also folgst du dem, was um dich herum gelehrt und gelebt wird. Die bürgerlichen Werte, der Garant für ein glückliches Leben. Klingt ziemlich bescheuert und wie aus einer anderen Zeit. Wie konnte ich so unreflektiert und un- kritisch sein und mein Leben so konsequent darauf aufbauen? Laut dem Neurowissenschaftler Ge- rald Hüther ist das Bedürfnis nach Zuge- hörigkeit eines der beiden zentralen Grund- bedürfnisse des Menschen. Dies bedeutet, nicht dazuzugehören ist eine der größten Ängste des Menschen. Werte geben dir Orientierung und Halt. Und wenn sie von außen vorgegeben sind, zwingen sie dich in ein Raster. Wenn du gesellschaftliche Werte nicht erfüllst, hat das Konsequenzen. Du wirst sanktioniert. Im schlimmsten Fall wirst du ausgegrenzt. Kein Wunder habe ich so viel Lebens- energie darauf verwendet, mich anzupas- sen und mitzumachen. Aus der Anpassung wurde Verzweiflung und Einsamkeit. Ich fühlte mich allein und unfähig. Ich dachte, das geht nur mir so. Ich bin falsch. Mit mir stimmt etwas nicht. Ich habe mich mehr und mehr zurück- gezogen und mich nicht getraut, mit meiner Familie oder meinen Freunden darüber zu sprechen. Ich wurde immer unglücklicher und mein Leben machte immer weniger Sinn. Es war ein Teufelskreis. Je mehr ich versuchte, es richtig zu machen, umso unglücklicher wurde ich. Mit Anfang 30 stellte ich mit Er- schrecken fest: »Wenn DAS Leben bedeutet, dann kann ich auch morgen sterben.« WOW. Was für eine Erkenntnis. Gefühlt saß ich fest. Ich hatte mir selbst ein gutbürgerliches Gefängnis mit Eigenheim, Mann und Kind gebaut. Noch dazu war ich auf Lebenszeit verbeamtet. Was sollte ich jetzt tun? Herzen zu folgen. Der plötzliche Tod meines Vaters und die Liebe zu meiner Tochter haben mir den nötigen Anstoß und den Mut gegeben auszubrechen. Nachdem ich mich gegen die Fort- führung unseres Familienunternehmens entschieden habe, zog ich mit meiner Toch- ter nach Hamburg. Dort begegneten mir Menschen, die Werte wie Vertrauen, Eigenverantwortung, Bewusstsein und Freiheit propagierten und zelebrierten. Mit Mitte 30 fühlte ich mich zum ersten Mal nicht mehr falsch. Alles in mir schrie, »JA« zu meinem Leben und zu meinen Werten. freite mich radikal mehr und mehr. Zum Entsetzen meines Umfeldes, Ich pfiff auf meine alte Welt und be- 2 7 . r N x i n a H Ich konnte nicht anders, als meinem 24 »Man kann nicht nicht kommunizieren« (Paul Watzlawick) BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

»Fragen Sie nicht, was Ihr Land/Ihre Stadt für Sie tun kann, fragen Sie, was Sie für Ihre Stadt/ für Ihr Land tun können«. Mit diesem der Situation angepassten Zitat des US-Präsidenten John F. Kennedy hatte Alt-OB Helmut Himmelsbach um die Jahrtausendwende für den Ausbau des bürgerschaftlichen Engagements in Heilbronn geworben. In dieser Zeit gab es bereits einen Trend, Bürgerstiftungen zu gründen. Er wollte der weit verbreiteten Mentalität »Ich zahle meine Steuern, für die Lösung von Problemen, außerhalb meiner persönlichen Sphäre ist aber die Stadt/der Staat zuständig«, entgegentreten, um wieder zu einer Kultur des Gebens zu kommen. Von Thomas Schick, Foto: Eveline Christ-Kober Heilbronner Bürgerstiftung 2 7 . r N x i n a H Sein Engagement, seine Rolle als Initiator und Werber, zahlte sich 2004 mit der Gründung der Heilbronner Bürgerstiftung aus. Dazu trug auch die Idee des »Matching-Fund« bei, die auch ein Miteinander ausdrückt: Die Stadt stockte zu Beginn jeden Euro, der von privater Seite in das Stiftungskapital floss, mit einem weiteren Euro auf. Auch heute, rund siebzehn Jahre nach der Gründung, ist diese Kultur des Gebens aus der Bürgerschaft in Heilbronn erlebbar – was viele ehrenamtlich tätige Einrichtungen besonders in den Corona-geprägten Monaten des zurückliegenden Jahres dankbar spüren konnten. Also nicht nur für die Aufgaben der Heilbron- ner Bürgerstiftung, die mit an sie gegebenen Spenden seit ihrer Gründung für rund 4,2 Millionen Euro Projekte in der Stadt fördern konnte. Projekte, die sich für die »Käthchenstadt« schon jetzt oder zukünftig positiv zeigen. Übrigens: Dass von den Gedanken und Bestrebungen von Helmut Himmelsbach, der heute zurecht Ehrenvorsitzender des Stiftungsrates ist, um die Jahrtausendwende und der tatsächlichen Gründung der Stiftung eine längere Zeit verging, hat auch mit bürgerschaftlichem Engagement, Miteinander und Respekt zu tun: Bewusst hatten sich die Verantwortlichen entschieden, die Grün- dung der Bürgerstiftung etwas hinauszuzögern, um die großartigen Anstrengungen von Prof. Dörr und seinen Mitstreiter*innen zur Finanzierung des Turmes der Kilianskirche nicht zu tangieren. Die Heilbronner Bürgerstiftung ist ehrenamtlich organisiert. Der achtköpfige Aufsichtsrat aus Stadtrat und Bürgerschaft, der mit vier Personen besetzte Vorstand mit Karl Schäuble, Thomas Schick, Angelika Biesdorf und Dirk Eberwein und die Doppel- spitze im Freundeskreis mit Jürgen Pinnisch und Prof. Dr. Nicole Graf arbeiten ehrenamtlich. Ehrenamtliche Unterstützung erfährt die Stiftung durch einen Beirat, der den Vorstand unterstützt und berät, sowie die zahlreichen Zeitspender. Ohne diese wäre es nicht möglich, eigene Veranstaltungen, wie öffentliche Konzerte sowie Vorträge oder Besichtigungen speziell für den Freundeskreis zu organisieren und durchzuführen, um weitere Spendenmittel zu generieren. Dank dieser vielschichtigen ehrenamtlichen Tätigkeit ist die Stiftung äußerst wirtschaftlich. Sie arbeitet sehr transparent – die Bürgerschaft wird über alle Projekte informiert. Und alle ihr anvertrauten Gelder verbleiben für Förderungen in Heilbronn. Wesentlich für die Arbeit der Heilbronner Bürgerstiftung ist der Kreis der Freunde und Förderer, bei dem sich weit über 330 Personen eingetragen haben und jährlich einen frei gewählten Betrag als Spende oder Zustiftung zuzukommen lassen. Dies ist die Basis der Fördermaßnahmen entsprechend der Satzung und den Schwerpunktthemen der Bürgerstiftung und für den Vorstand Verpflichtung, diese Mittel überprüfbar und nachhaltig zu inves- tieren. Die Heilbronner Bürgerstiftung arbeitet auf der Grundlage eines »4-Säulen-Konzeptes«, das die Fördergrundsätze entsprechend der Verpflichtung durch die Satzung beinhaltet. Säule 1, »Gewalt- und Suchtprävention«: Gefördert werden Projekte, die sich gegen Gewalt, Sucht und Intoleranz in jedweder Form wenden sowie vorbeugende Maßnahmen, die eine Abhän- gigkeit von Suchtmitteln in vielen Formen verhindern oder mindern. Vor allem auch Projekte an Schulen oder speziell für Kinder und Jugendliche stehen im Mittelpunkt. Das »Bündnis gegen Gewalt, 26 Mit der Aktion Lebensbaum knüpft die Heilbronner Bürgerstiftung sehr erfolgreich an die Tradition an, für ein Kind einen Baum zu pflanzen. BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

Hanix unterhielt sich mit dem Maler MARKUS RACK über sein künstlerisches Engagement bei Jugendlichen, Wohnungslosen und Flüchtlingen. Brauchen wir eigentlich noch Kunschd oder kann das weg? Foto: Nico Kurth Künstlerschaftliches Engagement 2 7 . r N x i n a H Hanix: Wie kommst du zur Malerei, wie kommst du zur Kunst? Warum machst du das? Markus Rack: Ich habe irgendwann mal was gezielt gesucht, das mich bodenständig hält, mich nicht ablenkt und entspannt. Ich habe ganz viel ausprobiert und bin beim Malen tatsächlich durchs Ausprobieren hängengeblieben. Ich habe gemerkt, dass mir das irgendwas, genau kann ich es nicht definieren, bringt. Das ist eigentlich relativ spät entstanden, erst 2011. Du malst gar nicht nur für dich alleine, sondern du malst auch in Gruppen mit Jugendlichen, mit Menschen ohne Arbeit, ohne Zuhause. Das ist so entstanden: Ich betreute ursprünglich ein Sucht- präventionsprojekt in Jugendhäusern und da habe ich angefangen, Graffitiprojekte mit Jugendlichen zu machen, einfach um einen Zugang zu denen zu kriegen, dass die mich kennenlernen und mir zuhören, wenn ich was erzähle. Und irgendwann hat es einfach so viel Spaß gemacht und sich verselbstständigt. Da ist die Prävention immer mehr in den Hintergrund getreten. Und so ist es entstan- den, dass ich anfangs überwiegend in Bad Friedrichshall, dann auch in Flein oder ich weiß gar nicht wo und jetzt in Heilbronn verschiedene Projekte mache mit Jugendlichen und zuletzt in der Wohnungslosenhilfe. Ich habe auch in der Flüchtlingsunterkunft in Neuenstadt, wo das Zeltlager war, gearbeitet. Da wollte ich ei- gentlich nur mein soziales Gewissen beruhigen und so einen Tag lang mitarbeiten. Es gab da aber kein Kunstprojekt und wir haben eins ins Leben gerufen. Wir haben das wöchentlich gemacht. Ich bin dahin und habe mit denen gemalt, damit die was zu tun hatten. Ich habe Spenden gesammelt, Papier, Stifte und Farben und dann habe ich immer mit bis zu sechzig mehr oder weniger jungen Männern gemalt in sehr beengten Verhältnissen. Das ist ganz gut angekommen. Das war richtig toll, eine gute Erfahrung. Wie habt ihr kommuniziert? Sprachlich? Bildlich? Gestisch? Am Anfang waren fast nur Syrer da. Das ging ganz gut, weil die alle Englisch können, gutes Englisch. Und dann kamen später noch Pakistani und Menschen aus allen anderen Ländern dazu, die zum Teil gar nicht Englisch sprechen konnten, nur ihre Landessprache. Und die haben tatsächlich zum ersten Mal seit Wochen mit jeman- dem kommuniziert, über das Malen. Dann haben sie aufgemalt, was ihre Bedürfnisse sind oder was die so wollen und haben Spaß dran gefunden, dass sie da eine Kommunikationsform gefunden haben. Das war ganz spannend. Letztendlich sind die gesessen und haben gemalt. Das war wie im Kindergarten, in sich gekehrt. Das war so ein Erlebnis für mich, dass erwachsene Männer – wo die meisten gesagt haben, sie haben noch nie gemalt – dasitzen zwei, drei Stunden lang, keiner spricht irgendwas. Und wie ist die Erfahrung mit den Wohnungslosen gewesen, die du betreut hast? Das war auch super. Ich habe festgestellt, dass das Malen einfach funktioniert, da braucht man nicht viel, da muss man nicht irgendwelche pädagogischen Grundkenntnisse haben. Man braucht Farbe, eine Leinwand oder vernünftiges Papier und ganz klein wenig einen Plan, was man so macht, dass man auch so schnellere Erfolge hat. Und der Rest funktioniert von alleine. Die malen da vor sich hin und das Ergebnis ist gut und alle sind zufrieden. Das ist es, was es ausmacht. Ist die Kunst existenziell, ist das wirklich wichtig oder ist das nur eine Art Beschäftigungstherapie für Leute, die genug Zeit haben? Na ja, das kommt drauf an. Also für mich ist es wichtig, habe ich festgestellt, und Zeit habe ich überhaupt keine. Je mehr Stress 28 Markus Rack bei der Wohnungslosenhilfe, Aufbaugilde BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

In einem einzigen Kopf kann so unfassbar viel los sein. Es grenzt an Wahnsinn.Um dem kompletten Irrsinn zuentkommen und mich nicht eines Tages komplett in Wolkenkuckucks- heim zu verlieren, dürfen die Gedanken jetzt raus. Also, Bitteschön: Willkommen in meinem Kopf.Von Maike Endresz, Foto: Ulla Kühnle Gedankenmustern und Haltungen. Einen Mehrwert könnte es geben, wenn man es probiert, Blockaden lösen und Nähe schaf- fen. Dennoch: Ach, lieber nicht. Warum? Aus Angst vor dem Eintreten einer Erkenntnis, die dann unweigerlich auch Veränderung nach sich ziehen müsste? Dass dann irgend- was vielleicht nicht mehr passt? Wir nehmen täglich den gleichen Weg zur Arbeit, obgleich viele Wege nach Rom führen. In unserem oft besuchten Restaurant bestellen wir immer wieder das gleiche Gericht und, passend dazu, den gleichen Wein. Da wissen wir halt, was wir haben. Eine neue Erfahrung ist nicht gewünscht. »Das haben wir schon immer so gemacht!« Oh, bitte keine neue Entscheidung! Und noch viel unbewusster: In welches Hosenbein steigen wir zuerst? Wie oft kauen wir auf einem Bissen unseres Marmeladen- brot-mit-Honig herum, bevor wir ihn herun- terschlucken? Auf welcher Seite beginnen wir beim Zähneputzen? Viele solcher Rou- tinen haben wir wohl in der Kindheit erlernt und machen das jetzt eben so. Das mit dem Kauen kann ich Euch sogar sagen: Ich kaue quasi gar nicht. Ich schlinge. Und warum? Als Kind gab es zuhause beim Essen immer noch zwei extra Portionen, eine bekam das Familienoberhaupt und die zweite jener Ableger, der als erster fertig geschlungen hatte. Seit Jahren scheitere ich bilder- buchmäßig am Abgewöhnen, um jeden Bis- sen nun 30 Mal zu kauen. Schlingelinchen für immer. Gewohnheiten stecken halt so fest. Und irgendwie sind sie uns lieb und teuer. Denn, Butter bei die Fische: Gewohnheiten machen das Leben weniger anstrengend. Es bleibt mehr Energie und Konzentration für neue oder schwierige Dinge übrig, während die alltäglichen Routinen quasi nebenbei abgespult werden. Ansonsten müssten wir jeden Tag aufs Neue die immer gleichen Entscheidungen treffen und wären dadurch schon vor dem Frühstück wieder bettbereit vor lauter Entscheiderei. Bis zu 50 Prozent der Handlungen eines Menschen werden durch Routinen gesteuert, hab ich irgendwo in einer Studie gelesen. Das spart rund die Hälfte unserer Energie ein. Das Gehirn schützt sich also schlichtweg selbst vor einer 2 7 . r N x i n a H Bewegungen »Hoffnung ist der Glaube daran, dass das, was wir tun, möglicherweise von Belang ist. Das Wissen, dass die Zukunft jetzt noch nicht geschrieben ist.« Rebecca Solnit. Wie schön. Das Zitat stammt aus dem Buch »Die Dinge beim Namen nennen« und bezieht sich auf diverse Missstände in den USA. Sie ruft dazu auf, an die eigene Macht zu glauben und ins Handeln zu kommen, anstatt zu resignieren... Ich überlege: Wann und wie handelt der Mensch? Allein. Mit anderen. Denn, etwas zu bewegen, was von Bedeutung ist, heißt auch, Banden zu bilden und gemeinsam Hoffnung zu leben. Wann bewegen wir etwas? Uns? Unser Innerstes? Und warum fällt es uns oft so schwer? Dann ertragen wir, leben in einem Korsett, das uns lang nicht mehr passt, halten aus, hoffen auf Befreiung. Und fürchten sie doch, irgendwie. Also bleiben wir still und starr. Da sind aber auch die, die sich einfach IMMER engagieren. Wir kennen sie, es sind immer die Gleichen, die ewig Frei- willigen: die Klassensprecher, die Eltern- beiratsvorsitzenden, die IG-Mitglieder, die, die den Vereinsausflug organisieren oder die Whatsapp-Gruppe »Hochzeitsspiele M & J« erstellen. Die, die immer ein Pflaster für andere dabei haben. Bewegen die so gerne viel? Oder brauchen sie das Kümmern, um sich leben- dig zu fühlen? Etwas zu verändern? Sich zu verändern? Oder von sich selbst abzu- lenken? Oder für die Anerkennung - die es dann sehr selten wirklich gibt? Der Liebe und Zuneigung wegen? Oder einfach aus Selbstlosigkeit? Und warum so selbstlos? Aristoteles fand: »Der ideale Mensch ver- spürt Freude, wenn er anderen einen Dienst erweisen kann.« Ah, darum also. Ideal. Ich fühl's. Andere hingegen sind festgefroren, erstarrt und in Dauerschleife. Die wollen keine Veränderung. Gar nicht mal, weil alles so prickelnd ist, wie es ist. Eher, weil es verunsichert und Angst macht, wenn sich was tut. Da fahren Menschen Jahr um Jahr in das gleiche Land, den gleichen Ort, das gleiche Hotel und bedauern, dass die bekannte Ser- vicekraft verschwunden ist. Und die Neue? Och, nö, die ist nicht so das Wahre. Da beginnen Menschen kein mutiges Gespräch, obgleich es so gut und wichtig wäre, rausführen könnte aus bestimmten 30 KOPFKINO

Dass sich deutsche Wirtschaftsunternehmen branchenunabhängig auf vielfältigste Weise neben ihrem Kerngeschäft im Bereich Kunst und Kultur engagieren, ist zwischenzeitlich zur Normalität geworden. Kulturförderung ist als »Corporate Social Responsibility« fest in die Unternehmensstrategie integriert. Nicht der kunstliebende Privatmäzen engagiert sich für die Kunst, sondern Unternehmensgruppen, für die Kunstförderung ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit ist. Da geht es meist nicht um Inhalte, sondern um die mediale Ver- marktbarkeit von Bildern für die Unternehmen. Was macht das mit Künstler*innen, beein- flusst es ihre Arbeit und wo bleibt eigentlich die Freiheit der Kunst? Text und Foto: Kathrin Stärk »Die Freiheit, gedanklich zu flanieren« 2 7 . r N x i n a H Sind wir mal ehrlich, privatwirtschaftliche Kunstförderung ist zwar argumentativ an das Mäzenatentum angelehnt, doch letztendlich geht es um Kunstsponsoring – und das ist eher eine intensive Form der Öffentlichkeitsarbeit als Mäzenatentum. Persönlicher Enthusiasmus und Liebe zur Kunst sind selten geworden. Heute geht es um »Woke Advertising«. Soziale und ökologische Pro- bleme wie Rassismus, Diskriminierung oder Klimawandel sind die Themen dieses Markenaktivismus. Kritische Kunst, die sich etwa mit Klassenfragen auseinandersetzt, ist da eher ungern gesehen. »Sowas wird dann eher staatlich gefördert«, sagt Sabrina Schray. Die Musikerin, Performance- und Videokünstlerin ist Gründungs- mitglied der Gruppe CIS, einer seit 2013 bestehenden fluiden Künstlergruppe, die an den Schnittstellen von Film, Theater und Performance arbeitet. »In meiner Arbeit habe ich zwar hin und wieder privatwirtschaftliche Förderung erhalten, doch das macht nur einen geringen Prozentsatz aus.« Ihre Arbeiten sind nicht gerade marktkonform: »Ich mache Kunst, die sich nicht verkauft, sprich: es kommt keine Hardware dabei heraus.« Und da stellt sich schon die Frage, ob 800 Euro Sponsorengeld es wert sind, sich auch noch eine Vereinsgründung aufzuhalsen, um Spendenquittungen auszustellen. Auf diese Art der Förderung kann man zudem nicht bauen – insbesondere, wenn man nicht in eine bestimmte Nische passt, sagt Christian Marten-Molnar, seit 2018 künstlerischer Leiter auf dem Theaterschiff Heilbronn und seit 2015 Teil der Interessengemeinschaft Freie Kultur. Der diplomierte Musiktheater-Regisseur hat Vorbehalte, wenn es um privatwirtschaftliche Gelder geht: »Gerade bei freien Projekten sind mir da Aufwand und Nähe zu einer Stiftung oft zu groß.« Er ist, wie er selbst sagt, großer Fan der Kulturförderung durch die öffentliche Hand. »Alles Innovative, was das Theater in den letzten Jahren hervorgebracht hat, kam durch staatliche Förderung zustande, während die Privatwirtschaft eher den Status Quo befördert hat.« Während also staatliche Struktur- oder Konzeptionsförderung eine gewisse künstlerische Freiheit ermöglichen, unterstützen Unternehmen eher punktuell – etwa indem sie Aufführungsorte zugänglich machen oder einen Videodreh finanzieren. Für Marten-Molnar ist das ein Spagat: »Man kann nicht im Stück antikapitalistisch sein und gleichzeitig ein großes Unternehmen im Rücken haben.« Zudem fehlt ihm die Verlässlichkeit. »Wenn wir uns darauf verlassen, hätten wir ein Problem.« Auch das Theaterschiff hat Sponsoren, wird vom Land und der Stadt Heilbronn gefördert. Doch 85 bis 90 Prozent der Ausgaben werden selbst eingespielt. Deshalb ist es darauf angewiesen, Karten zu verkaufen, was 32 KULTUR

»Gender pay gap« hat sich rumgesprochen. Statt zu streiken arbeiten Frauen aber trotz signifikant schlechterer Bezahlung weiter, gern auch ehrenamtlich. »Gender show gap«, also die mangelnde Sichtbarkeit und fehlende gesellschaftliche Anerkennung ihrer Leistungen, ist weniger bekannt. Berliner Frauen- und Künstlerinnenverbände fordern den »Fair share!«. Der Ruf nach gendersensibler Wahrnehmung und gerechter Teilhabe findet sein Echo am Neckar in der Vereinsgründung von sieben Künstlerinnen. Text: Leonore Welzin, Foto: Mia Maria Jäger Die Käthchenfrage 2 7 . r N x i n a H § 1 Name und Sitz des Vereins Der Verein führt den Namen »Käthchenfrage - Kommission (KFK)«. Er soll in das Vereinsregister eingetragen werden und führt danach den Zusatz »e.V.«. Der Verein hat seinen Sitz in Heilbronn. Adresse: KFK, Untere Kanalstraße 6, 74081 Heilbronn. § 2 Zweck, Gemeinnützigkeit des Vereins Der Zweck des Vereins ist die Förderung von Kunst und Kultur in der Stadt Heilbronn und im Landkreis Heilbronn. Er wird u.a. elemen- tare Fragen von Kreativität, Originalität, Inspiration, Intuition und Innovation behandeln, dabei stützt er sich auf Kernkompetenzen von Künstlerinnen und Künstlern. Der Verein strebt eine gendersensible Wahrnehmung an und arbeitet an einer Horizonterweiterung im Sinne von »think global, act local«. Ein weiterer Schwerpunkt des Vereins ist die Analyse der Un- terrepräsentanz von Frauen im Allgemeinen und Künstlerinnen im Besonderen. Immer wieder verschwinden Frauen, sei es im Schatten ihres Mannes, im Dunkel der Geschichte oder durch systematische Marginalisierung. Der Verein will durch den Musenalmanach die lokale und regionale Kreativ-Power von Kulturschaffenden, Künst- lerinnen und Autorinnen bündeln und erkennbar machen. Der erste Musenalmanach wird ausschließlich von Frauen gestaltet. Um einen maximalen Zeithorizont zu öffnen, haben wir als Titelfigur die »Venus von Dolní Věstonice« (25.000 v.u.Z.) gewählt. Eine Vereinsgründung als pragmatischer Gegenentwurf zur Gleichstellungspolitik, die seit bald 50 Jahren auch in Kunst und Kultur auf der Stelle tritt – wer, wenn nicht die Kreativwirtschaft, formerly known as Artists, Kulturschaffende und Künstlerinnen, wäre im Stande, dazu einen konstruktiven Beitrag oder auch zwei zu liefern. Corona hat uns zusammengeführt, weil wir plötzlich mehr Zeit hatten nachzudenken – über uns und die Situation von Künstlerinnen im Allgemeinen und in Heilbronn im Besonderen. Nach einigen Treffen zwischen den Lockdowns war klar, die Idee des Musenalmanachs soll wieder aufleben. Der gute alte Musenal- manach hatte 2020 ebenfalls sein 250. Jubiläum, wurde aber – an- ders als die Genies Beethoven, Hölderlin und Hegel – übersehen, übergangen, überhaupt als nicht wichtig erachtet. Bagatellisiert zu werden, ist in Begriffe wie Mädchen und Fräulein eingeschrieben, warum gibt es dafür eigentlich keine männlichen Pendants? Banalisiert und marginalisiert zu werden, sind neben Entmutigung und Entmündigung Methoden, Frauen zu übersehen und zu übergehen, ebenso auch das Totschweigen. Das Wortpaar herrlich – dämlich demonstriert die semantische Asymmetrie, die sich im Laufe der Jahrhunderte eingebürgert hat. Die Unwucht des Verhältnisses von Mann und Frau manifestiert sich auf unzähligen Ebenen. Es gibt aber auch unter Männern Ausnahmen, die nicht be- fürchten, Privilegien zu verlieren: »Frauen sind uns Männern in vielerlei Hinsicht überlegen. Es wird Zeit, dass die Überlegenheit der Frauen auch faktisch anerkannt wird, anstatt sie als Gefahr für uns Männer zu begreifen«, sagte jüngst Anselm Kiefer, der sich mit seiner Reihe »Frauen der Antike« elegant die Definitionsmacht gesichert hat. Bezugnehmend auf Ideen und Texte antiker Frauen, wie zum Beispiel die Gedichte der Sappho, die nur durch Zitate von Männern (Horaz, Catull) auf uns gekommen sind, stellt Kiefer sie ohne Kopf dar. Gefragt sind gegenwärtig umso mehr Frauen mit Köpfchen. Statt der Gretchenfrage »Nun sag‘, wie hast du's mit der Religion?« ist ein Paradigmenwechsel angesagt: »Sag, wie hältst du’s mit den Musen?«, lautet die Käthchenfrage. Ganz so tolldreist und 34 KULTUR

Kennen Sie im Heilbronn von heute einen Typ, der das alles in einer Person ist: Lyriker, Schriftsteller, Übersetzer, Kunstkritiker, Philosoph, Revolutionär, Gärtner, Politiker, Jour- nalist, Herausgeber, Hochverräter, Häftling, Flüchtling, Exilant, Ehrenbürger! Und dazu noch hochintelligent, mutig, unangepasst, anständig, aufrecht, musisch begabt, gut aus- sehend? Ludwig Pfau, dieser tolle Typ, ist am 25. August 1821 in Heilbronn geboren und am 12. April 1894 in Stuttgart gestorben. Sein lebenslagner Wahlspruch war »Magnis suber- bus – parvis modestus« (Stolz gegen die Großen, bescheiden gegen die Kleinen). Sein 200. Geburtstag muss endlich seiner gebührenden Würdigung dienen. Von Brigitte Fritz-Kador Foto: Jöst, Stadtarchiv Heilbronn (Wikipedia) Ein toller Typ 2 7 . r N x i n a H In einem Brief vom 5. Mai 1850, Pfau schrieb ihn im Schweizer Exil, nach der missglückten 1848er-Revolution, an einen Mitkämpfer heißt es: »Mein Trost ist aber, daß Württemberg in der nächsten Revolution, die eine europäische oder eine vergeckte (mißlungene) wird, die Laus im Kraut ist.« Pfau dachte europäisch als der große Rest der Deutschen dafür noch 100 Jahre brauchte. Auch Bildung für alle war ihm Thema. Wie ein Gruß an die Universitätsstadt Heilbronn liest sich diese Briefstelle: »Wie aber die Emanzipation des Proletariers im politischen Leben damit anfing, daß er densel- ben Rock anzog wie der vornehme Herr, daß er also die äußeren Unterschiede einbrach, so fängt die Emanzipation im geistigen Leben damit an, daß sich das Volk auch der Kunstformen, der Wissenschaft und überhaupt der geistigen Errungenschaft, des geistigen Vermögens der Nation bemächtigt und auch die geistigen Unterschiede einreißt.« Rainer Moritz, der seiner Heimatstadt Heilbronn zugetane Leiter des Hamburger Literaturhauses, umreißt den Heilbronner Literaturglobus mit Cihar Acar (»Hawaii«), Kleist, Waiblinger und Pfau als erfrischende Gesellschaft. Die braucht Pfau auch heute! Die Schmuckurne mit seinem Porträt steht in einer Nische der Aussegnungshalle des Heilbronner Hauptfriedhofes, erst auf Drängen von Stadtrat Erhard Jöst wurde sie restauriert. Pfaus Geist hat sich längst daraus befreit, aber was davon ist noch 36 Die Schmuckurne Pfaus, frisch restauriert im Dezember 2020 KULTUR

unter uns? Rainer Moritz formuliert es so: »Zuerst die Begegnung in der Schulzeit: Pfau als einer der wenigen Dichter der Heil- bronner Literaturgeschichte. Dann: die Überraschung, dass eine Eckkneipe seinen Namen trug. Im Studium: die Lektüre seiner Lyrik im Rahmen eines Proseminars zur politischen Lyrik des 19. Jahrhunderts, wo er neben Herwegh, Weerth und Freiligrath stand. Und später: die Entdeckung seiner klugen Essays zur zeitgenös- sischen Kunst und zum Medium der Fotografie. Und schließlich: die erfreuliche Erkenntnis, dass man es auch als Inhaftierter zum Ehrenbürger bringen kann«. Unter der Corona-Pandemie litten schon die Jubilare Hölderlin und Beethoven – und jetzt Pfau? Zu 150 Jahre 1848-Revolution widmete sich ihm seinerzeit die VHS, Joo Peter tut es ausführlich in seinen digitalen Zeitsprüngen. Er nennt Ludwig Pfau eine Schlüsselfigur für Heilbronn. Doch welche Türen öffnet man mit ihm oder werden für ihn geöffnet? In den Zeitsprüngen findet man diese schöne Szene: »Ludwig Pfau, der alte 1848er Demokrat, schritt mit seinem jüdischen Freund Max Rosengart den Marktplatz ab, um den richtigen Platz für ein Denk- mal zu finden, das Geist, Vernunft, Fortschritt und Wissenschaft feiern soll. Direkt vor dem Rathaus soll es stehen, wo über die Stadt entschieden wird – die sich in dieser Zeit noch nicht von Jauche- grube und Plumpsklo trennen kann.« Robert Mayer steht auf dem Marktplatz, Pfau steckt in der Urne. In Günther Emigs Pfau-Blätter (Kleistarchiv Sembdner, 1993) ist nachzulesen, was vor 100 Jahren in der Frankfurter Zeitung stand: »Die Freunde Ludwig Pfau's, die sein sterblich Theil im Frühjahr 1894 gemeinsam zur Ruhe geleitet, rüsten sich, ihm in seiner Vaterstadt Heilbronn ein Denkmal zu errichten, einen Mann zu ehren, dessen Wirken und Schaffen dem deutschen Geistesleben zu dauernder Ehre gereicht.« Unter den prominenten Unterzeichnern aus ganz Deutschland war auch Peter Bruckmann. Der Lackmustest für die heutige Pfau-Rezeption stet bevor: Michael Link und Nico Weinmann, beide FDP, wollen einen Ludwig-Pfau-Preis für Demokratie der Stadt Heilbronn. Macht die Stadt dafür Geld locker? Pfau gilt als Vorfahr der FDP, das Heuss-Zitat, Heilbronn habe ihn Demokratie gelehrt, hört man bei jeder Gelegenheit. Das Deutsche Literaturarchiv Marbach wird ihm eine der Aus- gabe seiner Spuren widmen, das stellt ihn in die Nachbarschaft u.a. zu Arno Schmidt, Peter Weiß und Günter Grass, damit beauftragt wurde Anton Knittel, Leiter des Heilbronner Literaturhauses, das nicht nach Pfau heißen durfte. Rainer Moritz gab 1993 ausgewählte Werke Pfaus heraus, Günther Emig und Erhard Jöst veröffentlichten schon im Vorjahr seine Gedichte »Freiheit ist das schönste Fest«. Diese, als Jubiläumsbeitrag der Stadt, den Schulen gestiftet, das wäre es doch! Da lernte der Nachwuchs. dass große Inhalte auch auf wackeligen Reimen gut stehen, ein Gärtner auch Stilblüten sprießen lässt und alles über Gedankenfreiheit. Wie Pfau in Versen Herrn Biedermeier, Prototyp des Spießers und Gauners mit dem Habitus des Gottesfürchtigen, auf die Fersen tritt, kann man bald auch so nachlesen: Jöst hat Plakate mit Pfau-Gedichten drucken lassen, als Mitfahrer in Stadtbussen und Einlader zum Mitdenken. Pfaus ewiger Kampf gegen Cäsarismus und blinden Gehorsam wirkt wie eine Vorahnung auf 1933: »Das freie Denken ist das höchste Beten.« Michael Link sieht Pfau als jemanden, der heute ebenso gegen die Obrigkeitshörigkeit vieler Menschen revoltieren würde wie gegen Verschwörungstheorien: »Pfau war in seinem Handeln sehr emotional, in seinen politischen Analysen jedoch sehr ratio- nal. Er erkannte früh die Überlebtheit fürstlicher Herrschaft und durchschaute gleichzeitig marxistische Heilslehren.« Eben: Ein toller Typ! Das sahen auch Heilbronner Frauen so. Sie richteten Pfau, als er 1887 wegen Verunglimpfung des Preußentums drei Mo- nate in Haft saß, seine Zelle so gemütlich mit Polstermöbeln ein, dass er sie gar nicht mehr verlassen wollte. Musste er doch: Das liberal-aufgeklärte Heilbronn ernannte ihn an seinem 70. Geburtstag 1891 zum Ehrenbürger. Pfau ins Heute zu holen, darauf kommt es nun an, aber wie? Mit der Arbeits- stelle für literarische Museen plant Anton Knittel im Literatur- haus eine Ausstellung mit Tagung zur Revo- lutionsliteratur im deutschen Südwest- en (30. 9. - 2.10.), mit hochrangigen Refere- nten und in breiter Themenvielfalt. Informativ und flüssig liest sich Ulrich Maiers aktuelle Pfau-Romanbiographie. Michael Link resümiert: »Pfau lehnte alle in sich geschlossenen Weltbilder ab, genauso wie nationale Stereotypen. Selber denken macht schlau! Niemand sollte junge Menschen mit erhobenem Finger belehren, aber von seinem, jeden Nationalismus messerscharf sezierenden Intellekt, kann man noch viel lernen.« Wie aber schaut ein Satiriker von heute auf einen gestern? Mit Oliver Maria Schmitt sind zwei Heilbronner unter sich: »Ludwig Pfau hat mich ein Leben lang begleitet, und es gibt wohl kaum einen Nachgeborenen, der so sehr im Gefolge des großen Heil- bronner Satirikers wirkt wie ich.« Und: »Aus tief empfundener Verbundenheit mit dem überzeugten Antimilitaristen vergeu- dete ich bereits einen Großteil meiner Heilbronner Jugend im heute nicht mehr existenten Ludwig-Pfau-Stüble, und wenn ich heutzutage in der Neckarmetropole logiere, dann prinzipiell in der Ludwig-Pfau-Straße, da wohnt meine Mutter. Und wie Pfau wurde auch ich Herausgeber eines satirischen Magazins. Nur mit Flucht und Gefängnis hapert's noch, aber das könnte bei meiner nächsten Reise in die Türkei schon problemlos klappen – das mit dem Gefängnis jedenfalls. Vorbildlich scheint mir nicht nur Pfaus dichterisches Können, sondern auch – hier wohl ganz Schwabe – seine vielgerühmte Neigung zur galanten Plauderei, ja Causerie.« Die Schriftstellerin Isolde Kurz habe über seine Unergiebigkeit im Gespräch berichtet, dass er es meist mit einem dumpfen Knurren begleitete oder ab und zu durch ein Kraftwort vom schwersten Kaliber bereicherte, um gleich wieder in tiefes Schweigen zu versinken: »So weit möcht ich's auch mal bringen!« Pfau habe da wohl seine Abneigung gegen stumpfen Tratsch und Läddagschwätz ausgedrückt« sagt Schmitt und zitiert ihn so: Was wolltet ihr uns singen und sagen / Von jenen alten Tagen? / Wir wollen euch sagen und singen / Von andern als den heutigen Dingen. ◆ 2 7 . r N x i n a H 38 Ludwig Pfau fotografiert von Friedrich Brandseph LUDWIG PFAU

»Die öffentliche Meinung verdient daher ebenso, geachtet als verachtet zu werden« Text und Fotos: Rudolf Seitenstecher (Bad Booklet 2020) 2 7 . r N x i n a H Bemerkungen zum Wohl und Wehe der Bürger*Innen Muss ich? Kann ich? Darf ich noch? In virengeplagten Zeiten musste sich ein/e jede/r einschränken! Das trifft phlegmatische Couchhocker*innen scheinbar weniger als die notorischen Par- ty-Gänger und den süchtigen Club-Abhänger. Aber »Home-Office« bedeutet nicht allein »Arbeit zuhause«, sondern die Koordination verschiedenster Interessen und Pflichten zwischen Familien- mitgliedern und Altersgruppen, die sich im Normalfall kaum noch begegnen. So verzweifeln auch die braven und freiwilligen Diener*innen von Computer, Heim und Herd nicht nur angesichts der ewigen Wiederholungen im Fernsehen (bei Privatsendern bis zu unglaublichen 30 Prozent). Mann oder Frau gehobenen Alters zappt solang bis er denselben Dödelkanal zum dritten Mal findet, Teenies oder Twens streamen sich durch die letztendlich 40 FEUILLETON

Kilometer Entfernung ein Auge auszuschießen ver- mochte, einen lungenstarken Bläser, der Kraft seines Atems Windmühlen antrieb und einen Einbeinigen, der sein zweites Bein nur dann anschnallte, wenn er wirklich schnell laufen musste. Krönung dieser skurrilen Truppe war der »Frostige«, ein Mann, der jegliche Hitze zu bannen vermochte. Als ihn der Soldat fragte, warum er seinen Hut nicht anstän- dig und gerade trägen könne, antwortete der: »Ich darf's nicht tun, denn setz' ich meinen Hut gerad, so kommt ein gewaltiger Frost, und die Vögel unter dem Himmel erfrieren und fallen tot zur Erde.« Es kam, wie es kommen musste. Die sechs Desperados gewinnen ein Wettrennen mit der Königstochter und überleben einen Brandanschlag des missgünstigen Königs. Der muss sich nun freikaufen: »›Willst du Gold nehmen und dein Recht auf meine Tochter aufgeben, so sollst du haben, soviel du willst.‹« – ›Oh ja, Herr König‹, antwortete er, ›gebt mir so viel, als mein Diener tragen kann, so verlange ich Eure Tochter nicht.‹« Leute, so soll mir der König noch die Schätze des ganzen Landes herausgeben.‹« Weil hier ein ehemaliger Soldat mit »drei Hellern« abgespeist wurde, wofür er sich damals gerade einen Hering hätte kaufen können, sinnt er auf Revanche an seinem König. Erst mit der Hand der Königstochter oder dem Staatsschatz wäre – im Sinne des Märchens – die Schmach des Mannes abgegolten. Schnell findet er als Begleitung einen Kraftprotz, der sechs Bäume auf einmal tragen kann, einen Scharfsichtigen, der einer Fliege auf drei Weil ja der Kraftprotz sechs Bäume tragen konnte, waren auch große Mengen Goldes für ihn kein Problem. Der gesamte Staats- schatz landete in einem eigens dafür genähten gewaltigen Sack. Der König gibt sich immer noch nicht geschlagen, selbst seinem Regiment gelingt es nicht, sie zu verhaften. »›Was sagt ihr?‹ sprach der Bläser, ›wir wären Gefangene? Eher sollt ihr sämtlich in der Luft herumtanzen‹, hielt das eine Nasenloch zu und blies mit dem andern die beiden Regimenter an, da fuhren sie auseinander und in die blaue Luft über alle Berge weg, der eine hierhin, der andere Ich freue mich auf ... stinknormale Präsenzvorlesungen Jano möchte seine Kommiliton*innen einfach mal wiedersehen. -./0$ -/ ) - $'-*))$(ѐ҂ ( ./ - **()" ( )/҂$ /0$ )!- 0) )0- ($/./) $ )-ƭ!0)" )50/- ȥ )҃ $./-$#/$"')"2 $'$"҂ .#'2ƭ).#/ -.$#҃ " ( $).(50./0$ - )0))#$) ) '0.0)) $+ ) -)$1 -.$/Ċ/..//҅җҤ $ .0."$ $"50! $ -)҂ ǟ )+*./ 0#00!'' ) )Ċ' )҃.. $'-*)) //.Ċ#'$# $)&'.. -/ 50(/0$ - )$./҂ 42 FEUILLETON

Die Museumsfreunde. Vom Fördern und von der Freude an Kunst und Kultur. Von Karl-Heinz Kimmerle, Foto: Heiko Hagner »Unser kulturelles Gedächtnis ist die Grundlage für unsere Menschlichkeit.« Eine eindeutige Definition von Kultur gibt es ebenso wenig, wie eine von Kunst. Dennoch sind materielle und geistige, vom Menschen geschaffene Artefakte zweifellos der Kultur zuzuordnen. Museen sind essenzielle Speicher und Vermittlungsorte dieser Kultur. Daran schließt der Zweck von uns Museumsfreunden als Förderverein an, nämlich unsere Städtischen Museen zu unterstützen, die bestehende Sammlung zu erforschen und zu präsentieren sowie zur kulturellen Bildung, insbesondere der Jugend, beizutragen. Geleitet wird unser Verein mit seinen über 400 Mitgliedern von einem ehrenamtlich tätigen fünfköpfigen Vorstand: Dr. Helmut Scholl und Franz-Josef Mattes als stellvertretende Vorsitzende, Holger Stengel als Schatzmeister, Dr. Marc Gundel als Direktor der Städtischen Museen und mir, Karl-Heinz Kimmerle, als erstem Vorsitzenden. Dieser Vorstand führt die Geschäfte des Vereins und legt der Mitgliederversammlung Rechenschaft ab. Ihm obliegen auch die Vorbereitung der Museumsreisen, der Veranstaltungen sowie die Begleitung der geförderten Projekte. Dabei ist unser Auftrag nicht ausschließlich altruistisch, sondern umfasst die Freude an Kunst und Kultur. Ob wir eine Ausstellung eröffnen, ins Fränkische oder nach Neapel reisen, stets kommen – neben Kunst und Kultur – Austausch und Geselligkeit nicht zu kurz. Wir Museumsfreundinnen und -freunde genießen den freien Eintritt zu den Ausstellungen im Deutschhof sowie in der Kunsthalle Vogelmann. Wir bieten unseren Mitgliedern ein vielfältiges Begleitprogramm und überraschen sie regelmäßig mit einer künstlerisch gestalteten Jahresgabe. Mit dem neuen Format »Museum im Dialog – die Museumsfreunde laden ein«, das ähnlich einer Vortragsreihe angelegt ist, wollen wir Hintergründiges zu Kunst und Kultur von kompetenten Referent*innen erfahren. Nach der Zerstörung Heilbronns am 4. Dezember 1944 begann die Museumsarbeit ehrenamtlich im wieder aufgebauten Alten Fleisch- haus. Erst 1977 wurde mit der Berufung von Dr. Andreas Pfeifer als Direktor die Heilbronner Museumsarbeit professionalisiert. Pfeiffer erkannte, dass er – wie das Theater mit dem Theaterver- ein und das Stadtarchiv mit dem Historischen Verein – eine starke Verankerung in der Bürgerschaft braucht. So wurde der Verein der Freunde der Städtischen Museen Heilbronn e.V. 1982 gegründet. Der Gründungsvorstand war ein Kreis engagierter Heilbronner und einer Heilbronnerin aus Wirtschaft, Medien, Bildung und Kultur. 1991 wurden dann die Museen im Deutschhof mit der Städtischen Galerie und den Abteilungen Vor- und Frühgeschichte sowie Stadt- und Industriegeschichte eröffnet. Heute verfügen die Museen mit dem Museum im Deutschhof und der Kunsthalle Vogelmann über zwei Standorte. Auch die 2 7 . r N x i n a H Kunsthalle Vogelmann ist das Ergebnis privaten Engagements: Mit dem Zuschuss von einer Million Euro sicherte sich die Ernst Franz Vogelmann-Stiftung zugleich die Namensrechte. Wir Museums- freunde unterstützen das Programm dieses Ausstellungshauses. So werden von uns die im Dreijahreszyklus stattfindenden großen Ausstellungen, wie »Karl Schmidt-Rottluff – Reiner Ausdruck«, »Emil Nolde – Farbenzauber« oder aktuell »Die Modernen kom- men – Degas, Monet und Freunde«, aktiv und finanziell unterstützt. Auch die zeitgemäße Präsentation der Sammlung im Deutschhof oder die Neugestaltung des Geopfades am Jägerhaus, wurden von uns aktiv begleitet und großzügig gefördert. »Kunst und Kultur (sind) keine freiwilligen Leistungen, sondern Pflichtaufgaben einer Stadt wie Heilbronn«, schreibt die Stadt in ihrer Kulturkonzeption. Der Kulturauftrag unseres staatlichen Ge- meinwesens besteht unbestritten, auch wenn die aktuelle Pandemie zeigt, wie schnell dieser Auftrag in der Reihe nach hinten gerückt werden kann. Dabei ist das Gemeinwohlinteresse von Kunst und Kultur – derzeit würde man »ihre Systemrelevanz« sagen – zwei- fellos gegeben. Inwieweit »Kultur als Staatsziel« grundgesetzlich verankert werden sollte, wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Zwar verträgt Kultur keine politische Bevormundung, die Sorge vor einer »Staatskultur« scheint mir jedoch in unserer freiheitlichen Demokratie unbegründet zu sein. Die Freiheit der Kunst ist Teil unserer bürgerlichen Freiheit. Freies Denken ist Voraussetzung für Kreativität und Entwicklung sowie für unsere Demokratie. Auch deshalb müssen Kunst und Kultur für alle zugänglich und bezahlbar sein. In unserer bürgerlichen Zivilgesellschaft steht neben dem staat- lichen Kulturauftrag das Engagement der Menschen. Dieses führte bereits im Jahr 1878 zur Gründung des Historischen Museums als erstem Heilbronner Museum. Meine besondere Anerkennung gilt 44 Der im Herbst 2020 realisierte Geo- und Naturpfad der Städtischen Museen Heilbronn mit Unterstützung der Museumsfreunde KUNST

Gegenwartsmusik für die Menschen in der Region. Zur Arbeit des Förderkreises für Neue Musik Heilbronn e.V. Von Nana Koch, Foto: Förderkreises für Neue Musik Heilbronn Vielfalt der Projekte als Spiegel des gesellschaftlichen Engagements 2 7 . r N x i n a H Mit rhythmischer Geste wischt Benjamin Pas über das Griffbrett seines Cellos, er lässt die Bogenstange von unten gegen die Saiten federn und erzeugt mit extremem Bogendruck röhrende Effekte am Saiten- halter – Helmut Lachenmanns Solostück »Pression« (1969/70), eine minutiös aus- komponierte Folge von Klang-Aktionen, lädt die Hörer explizit zum Beobachten, »Umschalten« und Mitdenken ein.1 Das Programm des HörMal-Konzerts vom 1. Oktober 2020 in der BW-Bank Heilbronn liefert ein Musterbeispiel für die plura- len Erscheinungsformen der sogenannt- en »Neuen Musik« und transportiert das zentrale Anliegen des Förderkreises, mit diesem gewichtigen Repertoiresegment dem stetig wachsenden generationenübergreif- enden Publikum neue Hörerfahrungen und Aha-Erlebnisse zu vermitteln. 1997 wurde der gemeinnützige Förder- kreis gegründet, um die Pflege der zeit- genössischen Tonkunst im Stadt- und Land- kreis ideell und finanziell zu fördern. Ging es anfangs hauptsächlich darum, die inter- nationale Klavierbiennale »…antasten…« und Konzerte der Jungen Orchesterakademie Franken zu unterstützen, so kamen in 24 Jahren weitere Klangkörper (WKO, Bläser- philharmonie Heilbronn, Vokalensemble alto e basso, Vokalensemble Heilbronn, Kammerchor des Mönchsee-Gymnasiums, Kinder- und Jugendchor der Kilians- und Friedensgemeinde) und Kooperationspart- ner hinzu: Stadt Heilbronn, Stadtarchiv, Stadtbibliothek, Städtische Museen, Städ- tische Musikschule, Kleist-Archiv Sembd- ner, Kreissparkasse Heilbronn Unter der Pyramide, Volksbank Heilbronn, BW-Bank Heilbronn, Musik an der Kilianskirche, Nikolaigemeinde, Theater FF, BUGA, AIM, Jeunesses Musicales Weikersheim, Städt- ische Musikschule Neckarsulm, Stadt Lauffen a. N. – ein Beleg für die gesamt- gesellschaftliche Relevanz der Musik un- serer Zeit. Auf Einladung des Förderkreises gastieren renommierte Solisten und Ensembles wie das Aeolian Trio, Boulanger Trio, Saxophon- quartett clair-obscur, Sonar Quartett, Quar- tet Revoiced, Acelga Quintett und die Neuen Vocalsolisten in Heilbronn. Uraufführungen (UA) der Kompositionsaufträge des Vereins bereichern das Konzertleben der Region, so zuletzt das Konzertstück »hand in hand« (2019/2020) für Sopran und Streichquartett der Dichterin-Komponistin Rozalie Hirs, dargeboten von Maraile Lichdi und dem Sonar Quartett anlässlich des 250. Geburts- tags von Friedrich Hölderlin (Kilianskirche Heilbronn, Regiswindiskirche Lauffen). Um Schwellenängste abzubauen und Vermitt- lungsarbeit zu leisten, rief der Förderkreis 2016 die »HörMal-Reihe« mit halbstündigen Mittagskonzerten ins Leben, die längst auch Vorschulgruppen, Schulklassen und Oberstufenkurse der umliegenden Gym- nasien anzieht. In Zusammenarbeit mit Grundschulen finden Workshops statt, um 46 Skulpturen aus dem Besitz der Städtischen Museen und das Boulanger Trio 2017 © Förderkreis für Neue Musik Heilbronn e.V. MUSIK

Die 1960 in Konstanz geborene DANIELA BAMBERG lebt seit 2000 mit ihrem Partner in Heilbronn und hat dem Heilbronner Hockeysport wieder neues Leben eingehaucht. Die Mutter eines 20-jährigen Sohnes ist Inhaberin der 2001 gegründeten Marken- und Kommunikationsagentur Bamberg kommunikation, aktives Mitglied im Rotaryclub und Präsidentin des Hockeyclubs TSG Heilbronn. Hanix sprach mit ihr über ihr ehren- amtliches Engagement.Von Matthias Marquart, Foto: Achim Gehrig Gutes Hockey – Mit Intelligenz und Charme 2 7 . r N x i n a H Hanix: Wann hast Du mit dem Hockey begonnen? Welche Rolle spielten dabei Ehrenamtliche? Daniela Bamberg: Wahrscheinlich lag in meiner Wiege wirklich ein Hockeyschläger, denn meine Eltern spielten beide aktiv beim HC Konstanz. So verbrachte ich von Kindesbeinen an naturgemäß viel Zeit am Spielfeldrand. Beim Hockey ging und geht es sehr familiär zu, meist ist die ganze Familie involviert. Meine Mutter gründete in Konstanz – noch von vielen belächelt – eine Mädchen- mannschaft. Diese Mädchenmannschaft trainierte fleißig, hielt zusammen, wurde erfolgreich. Mehrere Auswahlspielerinnen entwickelten sich daraus. So erlebte ich von Kindesbeinen an, was Begeisterung, Beharrlichkeit, Engagement und Ehrenamt bewirken. In der Folge wurde ich ab 1974 in die badische Auswahl berufen, spielte kontinuierlich im Hockey-Auswahlteam bis in den Erwachsenenbereich. Sportlich ging es für mich weiter bergauf: Jugendnationalmannschaft U16, U18 sowie Bundesligahockey kurz in Berlin, dann in München während des Studiums. Das Training wurde in Konstanz immer von ehrenamtlichen Trainern geführt. Insofern glaube ich schon, dass meine Eltern, insbesondere meine Mutter, gewissermaßen den Grundstein für das Ehrenamt gelegt hatten. Hast Du das damals als normal oder als etwas Besonderes emp- funden? Hat Dich das für die Zukunft geprägt? Absolut. Es ist interessant, rückblickend darüber nachzuden- ken. Es sind sicherlich zwei zentrale Erfahrungen, die mich bis heute leiten: Zum ersten der Glaube an den Erfolg. Es aus dem kleinen Konstanz in das Nationalteam geschafft zu haben, war schon etwas Besonderes. Es war die Belohnung für Training, Wille, Förderung, Chancenorientierung, Ehrgeiz. Dann aber auch: Bleibe wie du bist, liebe deine Freunde, bleib ihnen treu, bleibe bodenständig, authentisch, humorvoll. Ich bin eine Teamplayerin. Diese Haltung hat mich geprägt und hilft mir heute noch – beim Hockey aber auch im Beruf und Privatleben. Was war Dein erstes Ehrenamt, in welchem Alter, mit welcher Motivation? Mein erstes offizielles Ehrenamt übte ich, glaube ich, mit 17 Jahren aus – als alleinige Trainerin der U12-Jungsmannschaft in Konstanz. Damals lernte ich wohl auch schon die ersten Coa- ching Skills: Führen, Ansagen, Motivieren, Organisieren – alles spielerisch. Auch das nimmt man mit bis ins Erwachsenenalter. Kamen weitere hinzu? Während meiner Bundesligatätigkeit und parallelem Studium an der TU München blieb mir keine Zeit fürs Ehrenamt. Doch als ich in meinen Heimatclub an den Bodensee zurückkam, war ich wieder als Trainerin aktiv – und zwar als Herrentrainerin. Wir sind in die Regionalliga aufgestiegen, waren eine unglaublich sexy Truppe und wurden in Konstanz sogar zur »Mannschaft des Jahres« gekürt. Das war schon ungewöhnlich, als Frau ein Herrenteam zu leiten. Danach merkte ich aber, dass es für einen Verein viel wichtiger ist, sich auf eine strukturierte, gute Jugendarbeit zu konzentrieren. Daher wurde ich Jugendleiterin und versuchte, das Jugendhockey in Konstanz wiederaufzubauen. 48 Höchste Konzentration der U6 Hockeykids beim Heilbronner smart Hockey Cup SPORT

Viele Menschen treibt der Wunsch an, mit ihrem Vermögen Vorhaben, die ihnen am Herzen liegen, nachhaltig zu unterstützen. Die Stiftergemeinschaft der Kreissparkasse Heilbronn bietet Privatpersonen an, unter ihrem Dach eine eigene Stiftung zu gründen und damit auf lange Sicht Gutes zu bewirken.Von Marion Dost, Vorstandsstab Kreissparkasse Heilbronn Foto: Kreissparkasse Heilbronn »Gutes tun ist einfach« Die Stiftergemeinschaft der Kreissparkasse Heilbronn 2 7 . r N x i n a H Kontrollorgan, bestehend aus fünf ehrenamtlich tätigen Stiftungs- ratsmitgliedern, dem Landrat Detlef Piepenburg, Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel, dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Heilbronn Ralf Peter Beitner sowie Gabriele Wolpert-Kilian und Gunther Diehm, überwacht die ordnungs- gemäße Geschäftstätigkeit des Vorstands. Das Prinzip einer Stiftung ist einfach Vor jeder Stiftungsgründung steht eine intensive persönliche Be- ratung, bei der die individuellen Vorstellungen der Stifter erörtert werden. Die Stifter entscheiden über den Namen der Stiftung und legen mit dem Stiftungszweck fest, was gefördert werden soll. Dieser ist unantastbar, deshalb können die Stifter sicher sein, dass ihre Stiftung auch über ihren Tod hinaus Bestand hat. Zudem können die Stifter entscheiden, ob sie bereits zu Lebzeiten stiften möchten oder ob die Stiftung testamentarisch errichtet werden soll. Der Stifterwille steht bei allen Entscheidungen im Mittelpunkt. Durch die Errichtung der Stiftung trennen sich die Stifter von ihrem Vermögen. Die erwirtschafteten Erträge des Stiftungsvermö- gens werden für die von den Stiftern festgelegten gemeinnützigen Zwecke ausgeschüttet. Das gestiftete Vermögen selbst muss als Grundkapital der Stiftung erhalten bleiben. Denn eine Stiftung ist auf Dauer angelegt und kann in der Regel nicht aufgelöst werden. Zustiftungen und Spenden an die Stiftung können in der Regel steuerlich geltend gemacht werden. Für Stifter bestehen verschiedene Möglichkeiten für die Errichtung einer eigenen Stiftung Der Stiftungsfonds ist steuerlich und rechtlich gesehen eine Zustiftung zur rechtsfähigen Stiftergemeinschaft der Kreisspar- kasse Heilbronn. Im Rahmen des Stiftungsfondsvertrags wird ihr individueller Zweck festgelegt, der durch die Erträge des Stiftungsfonds erfüllt wird. Eine Treuhandstiftung – auch als unselbstständige oder nichtrechtsfähige Stiftung bezeichnet – wird durch einen Vertrag zwischen den Stiftern und der Stiftergemeinschaft der Kreisspar- kasse Heilbronn als Treuhänderin abgeschlossen. Im Rahmen der Stiftungssatzung werden die Vorstellungen der Stifter zur Verwendung der Vermögenserträge festgelegt. Als Kuratoriums- mitglied können die Stifter jährlich über die Verwendung der Vermögenserträge mitentscheiden. Alternative zu einer klassischen Stiftung ist die Verbrauchs- stiftung. Deren Besonderheit ist es, dass das Stiftungsvermögen Die Stiftergemeinschaft der Kreissparkasse Heilbronn feiert in diesem Jahr bereits ihr zehnjähriges Bestehen mit 29 gegründeten und rund 30 testamentarischen Stiftungen. Die Motive für eine eigene Stiftung sind vielfältig: Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, ein Andenken schaffen, aus Heimatverbundenheit die Region fördern, der Gesellschaft aus Dankbarkeit etwas zu- rückgeben, andere Menschen unterstützen oder sich für Werte einsetzen, die über die eigene Lebenszeit hinaus Bestand haben sollen. Mit der Gründung einer eigenen Stiftung unter dem Dach der Stiftergemeinschaft können auch Privatpersonen ihre ganz persönlichen Motive realisieren und langfristig Gutes tun. Bereits mit überschaubaren Geldbeträgen kann der eigene Name, das Vermögen sowie die eigenen Interessen über das eigene Leben hinaus erhalten bleiben. Die Stiftergemeinschaft wurde im Dezember 2011 als rechts- fähige Stiftung gegründet und unterliegt der Aufsicht des Re- gierungspräsidiums Stuttgart. Sie wird von einem zweiköpfigen Vorstand vertreten, dem Dr. Thomas Braun, früheres Vorstands- mitglied der Kreissparkasse Heilbronn, und Joachim Schmutz, Bereichsleiter der Kreissparkasse, angehören. Ein unabhängiges 50 Der Vorstand der Stiftergemeinschaft der Kreissparkasse Heilbronn: Dr. Thomas Braun (rechts) und Joachim Schmutz WIRTSCHAFT

Im wahrsten Sinne des Wortes! 2 7 . r N x i n a H Foto: Irma Basic 52 BRAINFOOD

Gaming und Behaviorismus – Erstes Resümee Kritik der Lust Teil 3 Von Dr. Bernhard Stumpfhaus Das Gaming, so wie es am Rechner pro- grammiert ist, ist ein Kind der Verhaltens- psychologie, konkreter: des Behavio- rismus. Es wird vorausgesetzt und ist in gewissem Rahmen auch bewiesen, dass das Verhalten von Mensch und Tier, sowohl in der Reaktion, als auch in der Entschei- dung vor der Aktion verändert werden kann. Mit der Skinner-Box kann Tieren ein Verhaltensmuster antrainiert werden, eine bestimmte Abfolge von Entschei- dungen und Aktionen in unterschiedlichen Rhythmen, die zu einem vorgegeben Erfolg führen. Genauso verhält es sich bei Men- schen. Es ist für digitale Spiele klassisch, dass man bestimmte Züge, in bestimmten Reihenfolgen lernen muss, um etwas zu er- reichen. Dasselbe gilt auch für Programme oder Wischgesten an den Smart-Devices. Man vollführt eine bestimmte Abfolge von Klicks oder Wischgesten, um dann ein be- stimmtes Ziel zu erreichen, eine bestimmte Aufgabe zu lösen. Das »Spielerische« hi- eran ist gleichsam das Suchen nach Lösun- gen, nach Wegen, eine Aktion auszulösen, so wie die Taube in der Box immer wieder in verschiedenen Reihenfolgen ihr Ver- halten ausprobiert, bis sie über try and er- ror, an die gewünschten Körnchen kommt. Übrigens, kleine Nebenbemerkung, die Funktionen am Rechner sind keineswegs intuitiv – genauso wenig wie die vom Ex- perimentator ausgedachten Verhaltensmus- ter für die Taube. Man muss die Gesten, Klickwege und Shortcuts zunächst lernen. Intuitiv wird es erst dann, wenn man die Grundgesten in ihrer Methodik verstanden 54 Denis zeigt stolz seine Awards Foto: Hanix 2021 hat, dann kann man von hier aus schließen, was der nächste Schritt sein mag – aber auch nur, wenn dieser entsprechend pro- grammiert wurde und sich ein Unternehmen nicht wieder irgendwelche willkürliche Komplikationen ausgedacht hat, damit der »Kunde« »im Spiel bleibt« (s. Hanix 70, S. 54). Wichtig ist, dass die Verhaltenss- teuerung am Rechner, in den Programmen, beim Wischen und Zocken zielgerichtet sind. Wir spielen, wischen, klicken, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, um Arbeit- sschritte erfolgreich auszuführen, Befehle anzustoßen, Level zu erreichen, Gadgets oder Badges (Auszeichnungs»medaillen«) zu gewinnen, virtuelle Währungen zu scheffeln, was auch immer. Niemals würde die Taube auf die Idee kommen, einfach so – gleichsam intentionslos – auf ihrem Knöpfchen rumzudrücken. Oder niemand käme auf die Idee, sinnlos umherzuklicken oder zu wischen, die Möglichkeit eines Absturzes, eines sinnlosen Verschiebens von Dateien in ungesehene Ordner oder ir- gendeines visuellen Kladderadatschs droht mit Ungemach. Ein solches zweckfreies Spiel vollführten allerdings einmal junge Banker Ende der 1980er Jahre, die des Nächtens mit den ersten Excel-Program- men herumexperimentierten und von den Ergebnissen so überwältigt waren, dass sie ihre »erspielten« Funktionen auf die Welt losließen und dann überrascht waren über die ausgelösten Wirtschaftskrisen, vor allem auf Märkten in Afrika. Jedenfalls ist die Form des »spieleri- schen« Verhaltenstrainings sehr effektiv. Das hat zur Folge, dass neurologische Tests Gamer als solche beschreiben, die Situationen schneller erfassen, besser neues Wissen generieren und das Erlernte kategorisieren. Zudem soll Gaming gegen Demenz helfen. Das alles nimmt nicht wunder, setzt man die vom Behaviorismus angewandten Prinzipien der aktiv bewirk- ten, musterhaften Verhaltensänderungen voraus. Vor allem die Kategorisierung ist eine Qualität, die einem hilft, die Muster der zu erlernenden Verhaltensweisen rasch zu erkennen und zu verinnerlichen. An- dererseits sprechen die genannten Vorteile des Gamers nur kurzfristige Qualitäten an, genau das ist ja auch der heikle Punkt bei Demenz, so dass Gaming hier wohl wirklich helfen kann. Dieses »Gaming« findet auch außerhalb der Computerspiele statt, so etwa, wenn sie mit einer Apple-Watch sich die Hände waschen, dann kommt ein lustiger Timer, der einen nach 20 Sekunden Händewaschen mit der anerkennenden Bemerkung »gut gemacht« belohnt. Wir werden hier mit einem automatisch startenden Programm und einem abschließenden Lob in unserem Verhalten bestärkt, zur Corona-Krise etwas Richtiges – nämlich das säubernde Hände- waschen – richtig – 20 Sekunden lang – zu tun. Und hier liegt nun der Hund begraben. Das Gaming, oder weiter gefasst, die Gami- fication zielt auf eine Verhaltensänderung und Veränderung der Verhaltensmotivation ab. Das Ziel beispielsweise jener Seifen- App ist es, uns zum Guten zu habituie- ren. Und dieser Punkt wird – vor allem im Vergleich zu Schillers Vorstellung vom Zusammenwirken von Spiel und Freiheit – noch zu diskutieren sein. Jedenfalls haben wir – ein in dieser Ausgabe schreibender Autor und ich – kürzlich Denis wiedergetroffen. Wir waren spazieren und Denis fuhr ein E-Bike mit angeschlossenem Handy, rasch, auf sein Display schauend, neuen Rekorden und Badges hinterherjagend. Seine Eltern ha- ben ihm zum Schulabschluss nämlich eine Smart-Watch geschenkt und ein super edles Smart-Phone. Was uns da passiert ist und was Gamifikation für unsere Arbeit und unser Leben bedeutet, davon handelt die nächste Folge. ◆ Vortrag zum Thema: vhs Heilbronn Mittwoch, 5. Mai 2021 19 – 20:30 Uhr, per Zoom www.vhs-heilbronn.de oder direkt: 07131 996526, Frau Gilliar ICH HABE GENUG 2 2 7 7 . . r r N N x x i i n n a a H H

AGNES CHRISTNER leitet das Dezernat III, zuständig für Bürgerservice, Bildung und Betreuung, Kultur und Sport, öffentliche Sicherheit und Ordnung, Soziales und Gesundheit. Hanix unterhielt sich mit der Bürger- meisterin über das bürgerschaftliche Engagement in Heilbronn. Ist es in Zeiten unterschiedlicher Herausforderungen immer noch ausgeprägt? Wie wichtig ist es für die Stadt? Fotos: Nico Kurth 2 7 . r N x i n a H 56 DAS INTERVIEW

2 2 7 7 . . r r N N x x i i n n a a H H einzubringen, unterscheiden. Andererseits gibt es beispielweise beim Stellenwert von Bildung, Erziehung, Wissen eine hohe Über- einstimmung über alle Bevölkerungsgruppen hinweg. Die Akzeptanz der gesamten Bürgerschaft zu erreichen und deren Kompetenz und Ressourcen zum Wohl der Stadtgesellschaft zu nutzen ist daher für die Stadt wichtiger denn je - auch wenn mit einer zunehmenden Diversität die Zugänge zu den Menschen nicht einfacher werden und wir nicht mehr alle mit derselben Ansprache erreichen. Wir brauchen neue Konzepte und Strategien, um Impulse zu geben für ein gemeinsames Bewusstsein einer aktiven Bürgerschaft. Bedeutend sind für die Stadt Stiftungen wie die Christoph Rein- wald- und Ernst Franz Vogelmann Stiftung, die Paul und Anna Göbel Stiftung, die Dieter Schwarz Stiftung. Wie wichtig ist deren Arbeit? Welche Pläne hat die Stadt mit diesen verschiedenen Stiftungen aus Sicht des Gemeinderates? Das Engagement der Stiftungen und einzelner Spender trägt beispielsweise durch die Experimenta, den Bildungscampus, die Kunsthalle Vogelmann und des Otto Rettenmaier Haus der Stadt- geschichte zur Strahlkraft unserer Stadt bei und ist eine große Bereicherung für das Stadtbild und das Leben in unserer Stadt. Neben den genannten Stiftungen leisten auch zahlreiche weitere Stiftungen unterschiedlicher Größe sowie die von der Stadt selbst verwalteten 25 Stiftungen einen wichtigen Beitrag zum Gemein- wohl. Eine Besonderheit ist dabei die Heilbronner Bürgerstiftung als lokaler Motor gesellschaftlichen Zusammenhalts. Mit vielen Stiftungen verbindet uns eine kontinuierliche und häufig längerfristige Zusammenarbeit im gemeinsamen Bestreben, Lösungen für die komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen zu entwickeln. Für den Gemeinderat sind nach meiner Wahrnehmung Stiftungen wichtige Unterstützer bei der Gestaltung einer lebenswerten Stadt. Wie darf ich mir diese Zusammenarbeit vorstellen? Eine Stiftung ist ein Testament, oder eine zu Lebenszeiten zweckorientierte Geldgabe, die mit Statuten für sehr lange Zeit festgelegt ist. Wie ist die Zusammenarbeit zwischen einer Stadt, die politisch 58 AGNES CHRISTNER

6 0 C o m i n g N e w H o m e p a g e Hanix Nr. 72 Hanix Nr. 72 N e w O n l i n e - S h o p s o o n

Die Oliver Maria Schmitt-Kolumne Heilbronn – A Nice Place To Come From t t i m h c S a i r a M r e v i l O : o t o F 2 7 . r N x i n a H Mit Helene und Dean durchs Kuckucksuhrenland Eine Raumzeiterfahrung im nasskalten Schwarzwald Vom achtsamen Anwohner zum Arschloch, das dauert nicht mal fünf Sekunden. Dann brettere ich aus dem Stand mit hundert Klotten durch den Schwarzwald, habe mich im Nullkommanix verwandelt und bin jetzt zeitgleich, in nur einer Person, Autist und Automobilist. Dabei bin ich doch in Deutschlands beliebtestem Wan- derwald unterwegs, um mich gemächlich an der frischen Luft zu bewegen! Natürlich nicht zu Fuß, das wäre viel zu gefährlich. Man könnte überfahren werden. Von Verkehrsrüpeln wie mir. Eigentlich hatte ich ja nur gemütlich im ollen Töfftöff durch den Schwarzwald gon- deln wollen, durch die Ortenau. Sie ist der schönste Teil dieses Waldgebietes – abge- sehen von den siebenundneunzig anderen verträumten Tälern, Bergen, Seen und Wäldern zwischen Karlsruhe und Lörrach. Ist man erst einmal da, kann man sich beim Anblick all der Obstwiesen, Weinberge und Waldrücken gar nicht mehr entscheiden, wo genau es denn nun am schönsten sei. Und fährt deshalb lieber eine Schönheit weiter. Nicht zuletzt deshalb wurde der Schwarzwald von Schwaben, Alemannen und Badensern als naturnaher Autoerleb- nisparcours konzipiert und angelegt. Zwar diente Deutschlands größtes und höchstes Mittelgebirge jahrhundertelang als Produktionsstätte von Märchen und Mythen, Wein und Schnaps, von Schinken, Bollenhüten und Kuckucksuhren – doch dann wurde ganz in der Nähe, in der gar nicht so schönen Kurpfalz, das Automo- bil erfunden. Während Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach im fernen Stuttgart noch verbissen am ersten vierrädrigen 62 FOLGE 34

bles Vollgasarschloch. Wenn eine solche Persönlichkeitstransformation auch noch auf Minderwertigkeitskomplexe trifft, die man bei Porschefahrern ja immer voraus- setzen muss, dann ist die Misere nicht mehr aufzuhalten. »Kommt auf den Porsche an«, sagt der Verleiher und reicht mir einen kleinen, abgegriffenen Zündschlüssel. Er gehört zu »Dean«, einem Porsche 365 Speedster Replica Baujahr 1966, einem Nachbau des ersten echten Porsche-Sportwagens aus den Fünfzigerjahren. Er war das Lieb- lingsfahrzeug von James Dean – bis er 1955 bei einem Autounfall starb. Die weichen Rundungen der Karosserie und das warm glänzende Chrom lassen mein Herz im fliegenden Start höher schlagen. Die Innen- einrichtung wirkt sofort vertraut: Tacho, Handbremse, Gangschaltung – alles wie beim Käfer. Windschott oder Überroll- bügel – Fehlanzeige. Der Speedster ist ein nackter Raser, ein schönes Auto ohne Schnörkel. »Wenn er noch kalt ist, läuft er wie ein Sack Nüsse«, ruft mir der Vermieter noch hinterher, doch ich höre ihn nicht mehr. Bergab knallen die Fehlzündungen wie ein Feuerwerk, im Rücken rasselt und rumpelt rüde der Boxer über die stille Schwarz- waldhochstraße. Sie ist, neben der nicht minder spektakulären Roßfeldringstraße bei Berchtesgaden, eine der ganz wenigen echten Panoramastraßen Deutschlands. Asphalt, der nur aus Gründen der Fahrspaß- maximierung durch den Wald getrieben wurde – und um die wichtigsten Schwarz- waldhotels miteinander zu verbinden. Im- mer wieder geht der Blick weit hinunter ins Rheintal, das in goldenem Dunst zu baden scheint. Dahinter leuchten die grünen Kuppen der Vogesen. Zum Glück findet Dean den Weg von ganz alleine zurück in die Garage des Old- timerfritzen. Der übergibt mich sofort an einen Techniker, der die undankbare Auf- gabe hat, mich mit Helene bekannt zu machen. »Helene« ist ein hervorragend erhaltener britischer MG Roadster; und obwohl Anfang der Fünfzigerjahre gebaut, sieht die grün schimmernde Karriole mit ihren elegant geschwungenen Kotflügeln über funkelnden Speichenrädern, den freistehenden Chromscheinwerfern und der winzigen Windschutzscheibe aus wie eine Kreation der Dreißgerjahre. Heute verhindert das Diktat der Aerodynamik solch wogende Formen. Kein Vergleich mit den bulligen Panzern, die sich durch unsere Städte treiben, den festungsartigen Aggro-Bombern für Angeber oder winzige Sonnenbrillenfrauen, die sich in solchen Ungetümen angeblich sicher fühlen. Wer aber braucht Sicherheit, wenn er Helene haben kann? Die großbritannische Nuckelpinne rattert und klappert wie eine frisierte Nähmaschine, als Pilot kommt man sich vor wie in einem knatternden Doppeldeckerflugzeug. Keinerlei Ergo- nomie, die riesigen Instrumente auf dem barocken Wurzelholz-Armaturenbrett sind schwer ablesbar, die Nadeln für Öl- und Wassertemperatur zittern schon bei der sanftesten Steigung hysterisch hin und her. Beim Fahren werden die Beine gegrillt, dafür zieht’s oben wie Hechtsuppe, die Luft riecht nach Tannenadeln und Benzin. Mit allen sechs Sinnen, Armen und Beinen und 54 Pferdestärken bin ich auf vier Zy- lindern und 1,3 Liter Hubraum unterwegs. Das Prinzip der erbaulichen automobilen Lokomotion beruht auf dem steten Wechsel zwischen Beschleunigen und Bremsen in einer dafür geeigneten Landschaft. Man kann es auch Rumgondeln nennen, Cruisen oder Spazierenfahren. Das Auto ist die erfolgreichste Maschine des 20. Jahrhun- derts, das 21. wird sie aber nicht überleben. Oldtimer sind daher im wahren Wortsinne Zeitmaschinen, in denen man sich eine Du willst was bewegen? Dann pack mit an! r - - e e o ff e n e n l e n 2 0 2 1 U n s t e c h n i k A z u b i s t e l s o r g u n g s t ä r S a n i V e r f ü r A n l a g e n m e c h a n i k e r A n l a g e n m e c h a n i k e r ( w / m / d ) i m a t e c h n i k / t e c h n i k / ( w / m / d ) u n d K l i e b s H e i z u n g s r B e t r B ä d e r b e t f ü r r o n i k e r f ü r t e E l e k t l t e l F a c h a n g e s ( w / m / d ) i e b e , - Unsere Ausbildungsberufe 2022 Anlagenmechaniker - Versorgungstechnik (w/m/d) // Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (w/m/d) // Elektroniker für Betriebstechnik (w/m/d) // Fach- kraft für Wasserversorgungstechnik (w/m/d) // Industriekaufleute (w/m/d) // Fachan- gestellte für Bäderbetriebe (w/m/d) // Berufskraftfahrer oder Fachkraft im Fahrbetrieb (w/m/d) // Kfz-Mechatroniker (w/m/d) ( w / m / d ) Heilbronner Versorgungs GmbH Weipertstraße 41 · 74076 Heilbronn karriere@hnvg.de www.hnvg.de 64 Stadtwerke Heilbronn Etzelstraße 9 · 74076 Heilbronn karriere@stadtwerke-heilbronn.de www.stadtwerke-heilbronn.de Noch nicht sicher? Mach ein Praktikum bei uns 07131 / 56 2502 OLIVER MARIA SCHMITT-KOLUMNE

Im Rückblick scheint es so, als ob bürgerschaftliches Engagement schon im 19. Jahr- hundert eine der bemerkenswerten Eigenschaften der Heilbronner Stadtgesellschaft war. Die Heilbronner und Heilbronnerinnen ergriffen die Initiative, wenn wirtschaft- liche, soziale oder ästhetische Umstände es für sie erforderlich machten. Von Annette Geisler, Fotos: Fotosammlung Stadtarchiv Heilbronn Bürgerschaftliches Engagement in Heilbronn 2 7 . r N x i n a H Im Olga-Kinderhaus, um 1960 Foto: Fritz Friederich Engagement für Kinder und für mehr Das war bei der Anlage der Allee so gewesen, die eine Bürgerge- sellschaft auf Aktienbasis realisierte, bei der höheren Mäd- chenschule, die Eltern initiierten und viele Jahre lang finanziell trugen, beim Bau des Stadttheaters, bei der sozialen Arbeit der Frauenvereine. Ein weniger bekanntes Beispiel bürgerschaftlichen Engagements ist das von Adolf und Emma Otto. Adolf Otto war 1852 als junger Jurist nach Heilbronn gekommen, hatte drei Jahre später Emma Heermann, die Ziehtochter des Ehepaares Goppelt, geheiratet, mit ihr fünf Töchter bekommen und reüssierte hier als Wirtschaftsanwalt. Baugesellschaft Als beispielsweise einige Heilbronner Unternehmer im April 1872 unter der Leitung der Rümelin-Bank die Aktiengesellschaft Baugesellschaft Heilbronn gründeten, wurde Adolf Otto der Vor- standsvorsitzende. Die Gesellschaft, die erklärtermaßen keine große Rendite erwirtschaften wollte, baute Mietwohnhäuser und sorgte damit für erschwinglichen Wohnraum und für Arbe- itsplätze. Arbeit schuf sie auch mit der 1873 von ihr errichteten Maschinen-Ziegelei in Böckingen, der ein Jahr später eine Ze- mentfabrikation angegliedert wurde. Als die Ziegelei Böckingen 1983 den Betrieb einstellte, erwarb die Stadt zwei Jahre später das rund 15 Hektar große Gelände und legte hier den Ziegeleipark an. Krankenpflegerinnen-Verein Adolf Otto war auch sozial engagiert, so fungierte er als Vorstand des Fröbelschen Kindergartens in der Titotstraße. Vor allem aber beteiligten sich er und Ehefrau Emma in dem von ihnen 1874/75 mitgegründeten Verein für Krankenpflegerinnen. Der Verein ermöglichte mittellosen jungen Frauen die Ausbildung zur Krankenpflegerin, die in mehrmonatigen Kursen am städtischen Paulinenkrankenhaus stattfand. In der Nordstadt, ganz in der Nähe des Krankenhauses, erwarb der Verein ein Grundstück und baute ein Haus, in dem die angehenden Pflegerinnen wohnen konnten. Das Industriegebiet im Kleinäulein war nicht weit, deshalb wurde für Arbeiterinnen ein großer Aufenthaltsraum bereitgestellt und es gab zehn Schlafstellen für Mädchen, die vorübergehend keine 66 DER HISTORISCHE SCHUSS

Bürgerschaftliche Impressionen Fotos: Irma Basic, 2010-2020 2 7 . r N x i n a H 68 .JPG – BILDERGALERIE

Junge Designer der Schule für Gestaltung des Kolping-Bildungszentrums Heilbronn zeigen ihre Arbeiten. früh- blüher l ellow G A R D E N ESSEN AUF DEM HAUSBOOT ESSEN AUF DEM HAUSBOOT Neben den Gartenbooten, liegt unsere Restaurant Ankerland, mit ingesamt 50 Sitzplätzen an. Direkt am Neckar kann Neben den Gartenbooten, liegt unsere man hier die Natur genießen. Alte Mö- Restaurant Ankerland, mit ingesamt 50 bel wurde aufwendig aufgearbeitet und Sitzplätzen an. Direkt am Neckar kann geschmackvoll gepaart mit modernen man hier die Natur genießen. Alte Mö- Stücken. bel wurde aufwendig aufgearbeitet und geschmackvoll gepaart mit modernen Hier werden Lebensmittel verwendet die Stücken. von unseren Hobby-Gärtnern angebaut oder von lokalen Bauern angekauft wur- Hier werden Lebensmittel verwendet die den. von unseren Hobby-Gärtnern angebaut oder von lokalen Bauern angekauft wur- Beste Qualität und Ökologie liegen uns den. ganz besonders am Herzen. Durch lang- jähriges Know-how und hochwerti- Beste Qualität und Ökologie liegen uns ge Bio-Zutaten sind wir auf dem richtigen ganz besonders am Herzen. Durch lang- Weg. Seit 2013 sind wir Bio-zertifiziert jähriges Know-how und hochwerti- und ab Dezember 2020 sind bei uns alle ge Bio-Zutaten sind wir auf dem richtigen Speisen, Zutaten, Gewürze und Getränke Weg. Seit 2013 sind wir Bio-zertifi ziert in Bio-Qualität. Unsere Speisen sind ab- und ab Dezember 2020 sind bei uns alle wechslungsreich, überraschend und im- Speisen, Zutaten, Gewürze und Getränke mer wieder originell zubereitet in vielen in Bio-Qualität. Unsere Speisen sind ab- köstlichen Variationen. wechslungsreich, überraschend und im- mer wieder originell zubereitet in vielen Alle Gerichte können Sie bei uns genießen köstlichen Variationen. oder mit nach Hause nehmen. Unsere Küche bietet Ihnen ab 9.00 Uhr durchgehend war- Alle Gerichte können Sie bei uns genießen me Küche an (die Küche schließt um 23.00 oder mit nach Hause nehmen. Unsere Küche Uhr). Frühstück gibt es täglich bis 14.30 Uhr. bietet Ihnen ab 9.00 Uhr durchgehend war- Unseren beliebten Mittagstisch bekommen me Küche an (die Küche schließt um 23.00 Sie zwischen 11.30 und 14.30 Uhr. Uhr). Frühstück gibt es täglich bis 14.30 Uhr. Unseren beliebten Mittagstisch bekommen Sie zwischen 11.30 und 14.30 Uhr. 4. Nach 2-3 Wochen 4. Nach 2 – 3 folgen Wochen Wurzeln. folgen Wurzeln. GÄRTNER AUF DEM HAUSBOOT GÄRTNER AUF DEM HAUSBOOT Aus vereinzelten Balkongärtnern und Laubenpiepern ist eine Bewegung ge- worden: in den Städten dieser Welt Aus vereinzelten Balkongärtnern und wird an allen möglichen und unmögli- Laubenpiepern ist eine Bewegung ge- chen Orten gebuddelt, gepfl anzt und ge- worden: in den Städten dieser Welt erntet. Mit jedem Beet, wird wieder ein wird an allen möglichen und unmögli- Stück Natur in die Stadt geholt. chen Orten gebuddelt, gepfl anzt und ge- Tempo statt Langeweile, Inspiration an erntet. Mit jedem Beet, wird wieder ein jeder Ecke - das Leben in der Stadt Stück Natur in die Stadt geholt. kann schnell, laut, spannend und aufre- Tempo statt Langeweile, Inspiration an gend sein. Doch mitunter machen Stress, jeder Ecke - das Leben in der Stadt Lärm und Anonymität psychisch krank. kann schnell, laut, spannend und aufre- gend sein. Doch mitunter machen Stress, Der Aufenthalt in der Natur verbes- Lärm und Anonymität psychisch krank. sert unsere Konzentration und hebt die Stimmung. Naturerlebnisse machen uns Der Aufenthalt in der Natur verbes- sozialer, toleranter und steigern die Frus- sert unsere Konzentration und hebt die trationstoleranz. Sie entspannen uns. Stimmung. Naturerlebnisse machen uns sozialer, toleranter und steigern die Frus- Doch für ein Stück Natur fehlt in Groß- trationstoleranz. Sie entspannen uns. städten, wie Heilbronn häufi g der Platz. Somit verlieren viele Personen in der Doch für ein Stück Natur fehlt in Groß- Großstadt häufi g den Bezug zu der wohl- städten, wie Heilbronn häufi g der Platz. tuenden Umwelt. Somit verlieren viele Personen in der Großstadt häufi g den Bezug zu der wohl- Urbane Nutzgärten können eine Lösung tuenden Umwelt. sein: Hier dürfen Hobby-Stadtgärtner gemeinschaftlich ausprobieren, anpfl an- Urbane Nutzgärten können eine Lösung zen, jäten, gießen und ernten. sein: Hier dürfen Hobby-Stadtgärtner gemeinschaftlich ausprobieren, anpfl an- Urban Gardens schaffen so ein neues Be- zen, jäten, gießen und ernten. wusstsein für ökologische und biologische Vielfalt, verschönern das Stadtbild und leis- Urban Gardens schaffen so ein neues Be- ten obendrein noch einen kleinen Beitrag zur wusstsein für ökologische und biologische Selbstversorgung. Vielfalt, verschönern das Stadtbild und leis- ten obendrein noch einen kleinen Beitrag zur Selbstversorgung. 2. Im Wasser bildet die 2. Im Wasser Karotte nach bildet die wenigen Karotte nach Tagen neues wenigen grün aus. Tagen neues grün aus. 3. Dann ist sie bereit, in 3. Dann ist sie bereit, in die Erde eingeplanzt zu die Erde eingeplanzt zu werden. werden. Der Platz zum Gärtnern ist begrenzt, deshalb musste wir auf kreative Der Platz zum Gärtnern ist begrenzt, deshalb musste wir auf kreative Ideen zurückgreifen. Der Neckar fl ießt quer durch Heilbronn, versteckt Ideen zurückgreifen. Der Neckar fl ießt quer durch Heilbronn, versteckt hinter Verkehrsströmen und Industrie lassen sich hier viele Lücken fi n- hinter Verkehrsströmen und Industrie lassen sich hier viele Lücken fi n- den, die großes Potenzial für eine lebenswerte Stadt am Wasser bieten. den, die großes Potenzial für eine lebenswerte Stadt am Wasser bieten. Hier fanden wir jede Menge Anliegefl ächen, für ausgemusterte Haus- Hier fanden wir jede Menge Anliegefl ächen, für ausgemusterte Haus- boote, um unser Projekt Ankerland umsetzen zu können. boote, um unser Projekt Ankerland umsetzen zu können. Die ingesamt 5 Gartenboote wurden liebevoll restauriert und sind jetzt Die ingesamt 5 Gartenboote wurden liebevoll restauriert und sind jetzt ein Paradies, für jeden Hobby-Stadt-Gärtner. Hochbeete solange das ein Paradies, für jeden Hobby-Stadt-Gärtner. Hochbeete solange das Auge reicht, die nur auf deinen grünen Daumen warten. Auge reicht, die nur auf deinen grünen Daumen warten. Für einen kleinen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 20 Euro, hast du täg- Für einen kleinen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 20 Euro, hast du täg- lichen Zugang zu den Booten. Hier kann man sich austauschen, kennen- lichen Zugang zu den Booten. Hier kann man sich austauschen, kennen- lernen, die Seele baumeln lassen, durchatmen und natürlich Gärtnern. lernen, die Seele baumeln lassen, durchatmen und natürlich Gärtnern. Auf dich warten spannende Kurse mit professionellen Gärtner, Koch- Auf dich warten spannende Kurse mit professionellen Gärtner, Koch- kurse zum saisonalen Kochen auf unserem schwimmenden Restaurant kurse zum saisonalen Kochen auf unserem schwimmenden Restaurant und viele spannende Vorträge von Experten. und viele spannende Vorträge von Experten. Jede*r ist herzlich eingeladen bei uns mitzumachen. Egal ob als Einzel- Jede*r ist herzlich eingeladen bei uns mitzumachen. Egal ob als Einzel- person oder Initiative, einmalig oder längerfristig freuen wir uns über person oder Initiative, einmalig oder längerfristig freuen wir uns über jegliche Beteiligung. jegliche Beteiligung. Schreibt uns einfach an hallo@Ankerland.de oder schaut bei unseren Veran- Schreibt uns einfach an hallo@Ankerland.de oder schaut bei unseren Veran- staltungen und Aktionen vorbei. staltungen und Aktionen vorbei. URBAN GARDENING PROJEKT URBAN GARDENING PROJEKT HEILBRONN HEILBRONN 1. Der Abschnitt, der Möhre muss 1. Der Abschnitt, der Möhre muss mindestens 3 – 5 Zentimeter sein. mindestens 3 – 5 Zentimeter sein. 5. Vergiss nicht 5. Vergiss nicht sie zu gießen. sie zu gießen. MITAGSTISCH MITAGSTISCH BUNTER SALAT BUNTER SALAT 12,50 12,50 ROSENKOHLCURRY ROSENKOHLCURRY 11,50 11,50 mit gebackenen Kürbisspalten mit gebackenen Kürbisspalten und gerösteten Kürbiskernen und gerösteten Kürbiskernen dazu gibt es leckeres Holzofen- dazu gibt es leckeres Holzofen- brot von der Eselsmühle brot von der Eselsmühle mit Kokos, Chili und rotem Reis mit Kokos, Chili und rotem Reis WIRSING WIRSING 13,50 13,50 ROTKOHL ROTKOHL 12,50 12,50 mit Rosmarin, Oliven und mit Rosmarin, Oliven und gebackener Polenta gebackener Polenta mit Maronen und Schupfnudeln mit Maronen und Schupfnudeln TAFELSPITZ TAFELSPITZ 19,50 19,50 PASTINAKEN-RISOTTO PASTINAKEN-RISOTTO 11,50 11,50 mit Weißwein und Parmesan mit Weißwein und Parmesan LASAGNE AL FORNO LASAGNE AL FORNO 12,50 12,50 mit Tomatensugo mit Tomatensugo mit Meerrettichsoße und mit Meerrettichsoße und Kartoffelpüree Kartoffelpüree PASTA PASTA 11,50 11,50 mit Gorgonzolasoße und mit Gorgonzolasoße und Blattspinat Blattspinat KONTAKT KONTAKT Ankerland Ankerland Bahnhofstraße 11 Bahnhofstraße 11 74072 Heilbronn 74072 Heilbronn + 49 7131 8999 70 + 49 7131 8999 70 hallo @ ankerland.de hallo @ ankerland.de www.ankerland.de www.ankerland.de 6. 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